Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Taylor, Laura, geb. Wilson Barker

get. 6. März 1819 in Thirkleby-by-Thirsk (Yorkshire), † 22. Mai 1905 in Coleshill (Buckinghamshire), Violinistin, Pianistin und Komponistin. Sie war das sechste Kind des Pastors von Thirkleby, Thomas Barker (1779−1868), der ein begeisterter Amateurmusiker und -maler war, und seiner Ehefrau Jane geb. Flower (1784−1857). Die Kinder erhielten im Elternhaus eine umfassende Bildung, insbesondere in den Bereichen Musik, Literatur, Sprachen und Mathematik. Laura bekam zunächst Musikunterricht von ihren Eltern, dann vom Komponisten und Pianisten Cipriani Potter (1792−1871). Wer ihr Geigenlehrer war, ist nicht bekannt. Sie wurde schon früh als Amateurmusikerin (Violinistin, Pianistin) und Komponistin bekannt. „At the age of twelve she attracted the attention of Paganini, and later Joachim wished to present her as the first lady professional violinist, but to this her father would not agree“ (Grove 5).

Sie unterrichtete Musik an der York School für Blinde. Im Juni 1855 heiratete sie den Anwalt und Dramatiker Tom Taylor (1817−1880), mit dem sie zwei Kinder bekam: John Wycliffe (1859−1925) und Laura Lucy (1864−1940). Im Hause der Familie Taylor fanden sonntags musikalische Soireen statt, an denen u. a. Clara Schumann teilnahm. Laura Taylor komponierte Bühnenmusik zu mehreren dramatischen Werken ihres Mannes, außerdem vor allem Lieder und Kammermusik. Als ihr Mann 1880 starb, lebte sie eine Zeit lang im Ausland und in London und zog sich später mit ihren Kindern nach Coleshill zurück, wo sie weiter komponierte.

Laura Taylor konzertierte als Violinistin vermutlich nur im halböffentlichen Rahmen, nachdem ihr der Zugang zu einer professionellen Karriere vom Vater verwehrt worden war. Mit großer Wahrscheinlichkeit wirkte sie bei den im eigenen Haus veranstalteten Soireen als Musikerin mit. Trotz des eingeschränkten Wirkungskreises bekam sie Gelegenheit, mit bedeutenden Musikern ihrer Zeit zusammen zu spielen: „She played with both Spohr and Paganini, and took down this set of variations after hearing Paganini play them twice“ (Stratton, S. 174).

Bei den genannten Variationen handelt es sich um die Introduzione e Variazioni sul Tema nel cor più non mi sento für Violine solo. Die Niederschrift aus Laura Taylors Feder ist erhalten und wurde vom Paganini-Biographen Stratton als authentische Variante dieser Komposition eingestuft; Paganini selbst spielte diese Komposition in seinen Konzerten wahrscheinlich in stark voneinander abweichenden Fassungen.

 

WERKE FÜR VIOLINE

Sonate für Violine und Klavier (A Country Walk, 1860)

Streichquartette sowie weitere Kammermusik

 

LITERATUR

Für genealogische Informationen bedanken wir uns bei Aubrey Slaughter.

Baptie, Brown Bio, Brown Brit, Grove 5, Ebel, Cohen

Stephen Samuel Stratton, Niccolo Paganini, His life and work, 1907, Repr. Westport 2008.

Gerald Leach, British Composer Profiles. A Biographical Dictionary and Chronology of past British Composers,1800−1989, Gerards Cross 1989.

 

Bildnachweis

National Portrait Gallery, http://www.npg.org.uk/collections/search/portrait.php?LinkID=mp15234&role=art&rNo=4, Zugriff am 2. Okt. 2009.

 

HB

 

© 2009 Freia Hoffmann