Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Jonas, Elizabeth G.

* 1825 in London, Todesdaten unbekannt, Pianistin. Über ihre Eltern liegen keine Informationen vor. Im Alter von vier Jahren bekam sie ersten Klavierunterricht bei einem Mr. Platts (möglicherweise James oder Martin Platts), der auch ihre ältere Schwester unterrichtet hatte. Ihre Ausbildung führte sie weiter zu John Field (1782–1837), der 1831 wegen einer Krebsbehandlung nach London gekommen war und dort ungefähr ein Jahr verbrachte. 1832 stellte er Elizabeth Jonas in einem seiner Konzerte der britischen Öffentlichkeit vor. In den folgenden Jahren spielte die junge Künstlerin häufig vor Angehörigen des Hofes, wirkte bei den Oratorienaufführungen in der Drury Lane mit und konnte sich sogar rühmen, neben Paganini in einem seiner Konzerte aufgetreten zu sein. Jonas’ Aussage, dass sie „lost my master (Field), after I had been under him about two years“ (Cazalet, S. 301), kann so nicht stimmen, da Field bereits Weihnachten 1832 in Paris eintraf und danach London nicht mehr besuchte. Wahrscheinlicher ist ein Unterricht von wenigen Monaten. Nach Field bildeten mehrere Lehrer das älter werdende ‚Wunderkind weiter aus, bevor sie 1835 bei Ignaz Moscheles (1794–1870) Klavierunterricht nehmen konnte. Ein Jahr später wurde sie als Kandidatin für ein königliches Stipendium an der Royal Academy of Music vorgeschlagen. Am 19. Dez. 1837 wählte die Jury, in der auch Cyprien Potter saß, die zu diesem Zeitpunkt 12-jährige Elizabeth Jonas aus. Die „Neue Zeitschrift für Musik“ berichtet: „Miß Jonas (Schülerin von Moscheles) erhielt den Preis. Sie spielt die schwierigsten Concerte und Etuden der größten Meister mit unglaublicher Präcision und Nettigkeit, selbst mit einem gewissen Grade von Gefühl, und schreibt Canons und Fugen, mit außerordentlicher Gewandtheit. Unter den Stücken zum Primavista-Lesen, die ihr vorgelegt wurden, war die C-Moll-Phantasie von Mozart, die sie zum Erstaunen aller Anwesenden vortrug“ (NZfM 1837 I, S. 23f.). 1838 gewann sie das Stipendium ein weiteres Mal. Dazu mag ihr Ruf als exzellente Pianistin, „who was celebrated […] long before she entered the academy“ (MusW 1837, S. 203), seinen Teil beigetragen haben. In den Jahren zwischen 1836 und 1841 berichten mehrere englische Zeitungen regelmäßig über die Konzerte der Academy, und auch Elizabeth Jonas wird gewürdigt, z. B. für ihre Interpretation des Klavierkonzerts g-Moll von Mendelssohn. Noch begeisterter fällt das Lob über ihre Darbietung des Klavierkonzerts Es-Dur von Moscheles aus: „Miss Jonas, who played Moscheles’ Concerto under the superintendance of the composer, displays evidences of a genius which, if united with judicious culture, may enable this young lady to occupy one of the first stations in the profession“ (MusW 1838, S. 179). Allerdings ist etwas später in Bezug auf Moscheles’ Klavierkonzert E-Dur auch von ihrer „limited opportunity“ (MusW 1841, S. 60) die Rede.

Nach Abschluss ihrer Studien wurde Jonas von ihrer Heimatinstitution, der Royal Academy of Music, angestellt und wirkte dort bis 1850, zuletzt im offiziellen Rang einer Professorin für Klavier und Harmonielehre. Während ihrer Lehrtätigkeit zog sie sich von der Öffentlichkeit krankheitsbedingt jedoch immer mehr zurück. Resigniert gab sie 1854 Cazalet zu Protokoll: „I am now too nervous to play in public, and not at all calculated to bear up against the many bitter disappointments and annoyances that one has to encounter in such a life“ (Cazalet, S. 301). Nach ihrer Demissionierung spielte Elizabeth Jonas nur noch im privaten Kreis.

 

LITERATUR

MusW 1836, S. 31; 1837, S. 203; 1838, S. 179, 263; 1840, S. 129; 1841, S. 60

NZfM 1837 I, S. 23f.

The Literary Gazette 1836, S. 844

The Theatrical Observer 5. März 1838, S. 1

Brit Brown

Frederic Boase, Modern English Biography, 6 Bde., Truro 1892-1921.

W. W. Cazalet, The history of the Royal Academy of Music. Compiled from Authentic Sources, London 1854.

 

Markus Gärtner

 

© 2010 Freia Hoffmann