Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Lithander, Caroline, CarolinaKaroline und Eva

* 26. Aug. 1807 in Stockholm, Pianistinnen, Sängerinnen, Klavier- bzw. Gesangslehrerinnen. Die Zwillingsschwestern Eva († 1830) und Caroline Lithander († 16. März 1880, Hedvig/Norrköping) wurden als Töchter des Pianisten und Komponisten Carl Ludwig Lithander (1773–1843) und seiner Frau Eva Therecia Lithander geb. Berndtsson (1775–1843) geboren. Sie waren die jüngsten von ingesamt fünf Kindern des Ehepaares und hatten drei Brüder: Johann Georg (1799–1880), Daniel Ludwig (1804–?) und Ludwig Carl (1804–?). Ihre musikalische Ausbildung auf dem Klavier und im Gesang erhielten sie durch ihren Vater sowie durch Mitglieder der Königlichen Hofkapelle zu Stockholm, darunter Edmund Passy (1789–1870), außerdem durch Carl Magnus Craelius (1773–1842), zu dessen Schülerinnen auch Jenny Lind zählt. Seit 1819 sind Auftritte der Schwestern in Stockholm dokumentiert.

Im März 1821 reiste die Familie über Kopenhagen nach Berlin und kehrte erst 1824 nach weiteren Aufenthalten in den Niederlanden und Dänemark, wo die Schwestern als Sängerinnen und als Pianistinnen auftraten, nach Stockholm zurück. In der Besprechung eines in Berlin erfolgten Konzerts schreibt ein Kritiker der „Wiener Allgemeinen musikalischen Zeitung“ über die künstlerischen Fähigkeiten der zu diesem Zeitpunkt vierzehnjährigen Musikerinnen: „Ihr Spiel ist […] schon bis zu einem hohen Grade von Vollendung ausgebildet. Wobey es sich von selbst versteht, dass man die natürlichen Hindernisse, der kleinen Gestalt, Hände und Finger und der Jugend, berücksichtigen muss (Wiener AmZ 1821, Sp. 771). Besondere Erwähnung finden der leichte und elastische Anschlag, untadelige Triller, die sichere (und schickliche) Haltung der beiden Pianistinnen sowie ihr lebendiger Ausdruck. Gleichzeitig wird hier bereits auf Unterschiede zwischen den Künstlerinnen verwiesen: „Caroline ist […] mehr Virtuosin und zeichnete sich heute durch den präcisen und brillanten Vortrag des schweren grossen Concerts in Es-Dur von Beethoven aus“ (ebd.). Auch Schilling geht auf die Unterschiede zwischen den Schwestern hinsichtlich der musikalischen Fertigkeiten ein. Demnach zeichnete sich Caroline durch „mehr Lust und Liebe zum Clavierspiele, aber auch weniger Anlage zum Gesang (Schilling) aus. Es war seiner Meinung nach „namentlich […] Eva, welche hierin ein schönes, fruchtbares Talent offenbarte (ebd.). Bis 1823 folgten zahlreiche weitere Auftritte der Schwestern in Berlin. Neben Kompositionen ihres Vaters brachten sie hier insbesondere Werke von Muzio Clementi, Julius Klengel, Beethoven und Ferdinand Ries zur Aufführung. Darunter befanden sich auch einige vierhändige Klavierwerke.

1824 begaben sich Eva und Caroline Lithander nach Stockholm. Ein Jahr später siedelten sie mit dem Vater nach Demmin (Vorpommern) über, wo dieser eine Anstellung erhalten hatte. In Demmin veranstaltete Carl Ludwig Lithander eine Reihe von Konzerten, in denen seine Töchter vor allem als Sängerinnen auftraten. Gustav Schilling zufolge waren die beiden Frauen nach 1825 hauptsächlich als Gesangs- bzw. Klavierlehrerinnen tätig. Daneben gibt es einige Belege für Konzerte, in denen Caroline Lithander ohne ihre Schwester aufgetreten ist, deren Spur sich hier verliert. Caroline Lithander hat mitunter eigene Gesangsbeiträge selbst am Klavier begleitet. Anfang der 1830er-Jahre sind einige Auftritte in Berlin belegt. 1835 begab sie sich auf eine Konzertreise nach St. Petersburg, von wo aus sie später nach Stockholm zurückkehrte. Dort heiratete sie am 10. Aug. 1837 den Schweden Gilis Conrad Stål (1789–1860). In den nächsten Jahren wurden zwei Kinder geboren: Axel Stål (1841–1919), der später als Journalist und Gesangslehrer tätig war, und Julia Maria Stål, später verh. Börjesson (1843–1884).

 

LITERATUR

AmZ 1819, Sp. 481f.; 1821, Sp. 796, 865; 1822, Sp. 117, 426, 683; 1823, Sp. 56, 143, 186f., 754; 1828, Sp. 282; 1832, Sp. 733, 854; 1833, Sp. 886; 1835, Sp. 333, 429f.

Bock 1825, S. 322–324; 1826, S. 46f.; 1835, S. 29f.

Finlands Allmänna Tidning 3. Apr. 1823, S. 5

Helsingfors Tidningar 29. Juli 1837, S. 4

NZfM 1835, S. 176

Wiener AmZ 1821, Sp. 770f.

Schilling

Johan Leonard Höljer, Musik-lexikon […], Stokholm 1864.

Rügisch-pommerscher Geschichtsverein zu Greifswald und Stralsund (Hrsg.), Pommersche Jahrbücher Bd. 5, Greifswald 1904.

August Brunk, „Beiträge zu einer Musikgeschichte Pommerns in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“, in: Baltische Studien 24/25 (1922), S. 1–64.

Werner Schwarz, Pommersche Musikgeschichte. Historischer Überblick, Köln u. Wien 1988.

Seija Lappalainen, From Bernhard Henrik Crusell to Fredrik Pacius. Finnish Music fromt the late 18th Century to the late 19th Century“, in: Music Finland / Composers & Repertoire, 1999, http://composers.musicfinland.fi/musicfinland/FIMIC.nsf/0/e06feefab­55e6d7bc2257­53c004­ec6b2%21OpenDocument&Click%3D, Zugriff am 30. Mai 2022.

 

Annkatrin Babbe

 

 

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