Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Ciarlone, Giannina, Giovannina, und Virginia, Virginie

Lebensdaten unbekannt, aus Neapel stammende Harfenistinnen. Nach der Ausbildung am Königlichen Konservatorium von Neapel konzertierten die Schwestern am 12. März 1883 in Mailand, gaben am 30. Juni 1883 ein umfangreiches Abschiedskonzert im Redoutensaal von Neapel, traten am 3. März 1884 in Florenz, 1886 im Wiener Karltheater und im selben Jahr in Moskau auf, wo sie langfristig wirkten. Anlässlich eines Vorspiels in London 1889 bei der Countess of Crawford heißt es, sie seien Harfenistinnen „from the Imperial Theatre of Moscow […] and have received several Russian orders (MusW 1889, S. 456). Am 3. Sept. 1893 nahm ein „Fräulein Ciarlone (NZfM 1893, S. 8, wahrscheinlich Virginia) in Moskau am 12. Sinfoniekonzert teil. Virginia Ciarlone wirkte 1898 in St. Petersburg bei einem Wohltätigkeitskonzert mit.

Zum Duo-Programm der Schwestern gehörten Opernarrangements, so aus Rigoletto und – mit Klavier – I Lombardi von Giuseppe Verdi. Giannina Ciarlone spielte 1883 beim Abschiedskonzert Souvenir, Fantasia elegante von Giorgio Lorenzi (1846–1922). Im Repertoire von Virginia Ciarlone waren eine Serenata. Grande studio per Arpa (in do maggiore) ad imitazione del mandolino von Elias Parish Alvars und Bearbeitungen der Marche funèbre op. 35 und der Berceuse op. 57 von Chopin. Virginia Ciarlone erweiterte die Harfenliteratur durch eigene Arrangements, so der Danse macabre op. 40 von Camille Saint-Saëns, womit sie nach Auffassung der „Neuen Zeitschrift für Musik“ „auch hervorragendes musikalisches Verständnis in Bezug auf stilgerechte Transcription“ bewies (NZfM 1898, S. 69).

Zu ihrem Konzert in St. Petersburg 1898 wird bemerkt: „Frl. Virginia Ciarlone dürfte, nach ihren Harfenvorträgen zu urtheilen, gegenwärtig die berufenste Nachfolgerin Zabel’s sein [Albert Zabel, 1835–1910, Harfenvirtuose, seit 1854 in St. Petersburg tätig]; sie überraschte an dem Abend durch die vollendet virtuose Behandlung ihres schwierigen Instruments“ (NZfM 1898, S. 69).

 

KOMPOSITION

Virginia Ciarlone, Estasi. Pensiero melancolico per arpa, Mailand (Lucca) o. J.

 

ARRANGEMENTS

Peter Tschaikowsky, Barcarolle und Chant d'automne, arr. für Mandoline und Pianoforte von Virginie Ciarlone, Moskau (Jürgenson) o. J.

 

LITERATUR

Bibliografia d’Italia. Giornale dell’Associazione Libraria Italiana 1884, S. 108

Musikalisch-literarischer Monatsbericht über neue Musikalien, musikalische Schriften und Abbildungen 1893, S. 78

MusW 1889, S. 456

Neue Freie Presse [Wien] 1885, 12., 13., 14. Febr.

NZfM 1893, S. 8; 1898, S. 69f.

Signale 1884, S. 360; 1886, S. 131; 1887, S. 131

Programmzettel im Besitz des Civico Museo Teatrale Triest, Signatur 1-CMT PR-PR 1/24A

Francesca Bascialli, „L’attività concertistica“, in: Milano musicale. 1861–1897 (= Quaderni del Corso di Musicologia del Conservatorio „G. Verdi” di Milano 5), Mailand 1999, S. 81–146.

 

Peter Schleuning

 

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