Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

PolonPollone, Maria Domenica, Maria Dominichina, Geburtsname unbekannt

* um 1700 in Venedig, † nach 1750 (Ort unbekannt), Violinistin und Sängerin. Sie erhielt ihre Ausbildung am Ospedale della Pietà, wo sie sowohl im Gesang, mutmaßlich durch Francesco Gasparini (1668–1727), als auch im Violinspiel, möglicherweise durch Antonio Vivaldi (1675–1743), unterrichtet wurde. Fürst Friedrich Anton Ulrich engagierte sie 1716 oder 1717 an den Arolser Hof, wo sie auf fürstlichen Befehl 1720 mit dem Haushofmeister, Kammermusiker, Geiger und Cembalisten Leonhard Polon (um 1700–1761) verheiratet wurde. In Arolsen arbeitete sie vornehmlich als Sängerin. 1724 ging sie zusammen mit ihrem Mann an die Hamburger Gänsemarkt-Oper, die zu dieser Zeit von Georg Philipp Telemann geleitet wurde. Neben zahlreichen Opernaufführungen, in denen sie mitwirkte, ist für die Hamburger Zeit auch die Aufführung eines Violinkonzertes (Komponist unbekannt) durch Maria Domenica Polon gesichert. Sie spielte es am 29. Dez. 1724 in einem Benefizkonzert. Ende 1730 kehrte das Ehepaar an den Arolser Hof zurück. Nach einem Zerwürfnis mit ihrem Mann zog die Musikerin 1739 mit der gemeinsamen Tochter nach Warburg. Weitere künstlerische Engagements und  Auftritte lassen sich nicht nachweisen.

 

LITERATUR

Diether Rouvel, Zur Geschichte der Musik am Fürstlich Waldeckschen Hofe zu Arolsen (= Kölner Beiträge zur Musikforschung 22), Regensburg 1962.

Friedhelm Brusniak, „Grundzüge einer Musikgeschichte Waldecks“, in: Augsburger Jahrbuch für Musikwissenschaft 2 (1985), S. 27–90.

Friedhelm Brusniak, „‚Die süße Anmut der italienischen Musik‘ – Italienische Musiker und Musikpflege am Arolser Hof“, in: Italienische Musiker und Musikpflege an deutschen Höfen der Barockzeit. 9. Arolser Barockfestspiele 1994 (= Arolser Beiträge zur Musikforschung 3), hrsg. von Friedhelm Brusniak, Köln 1995, S. 1–5.

Martina Janitzek, „Die Arolser Hofsängerin und Telemann-Interpretin Maria Domenica Polon“, in: Italienische Musiker und Musikpflege an deutschen Höfen der Barockzeit. 9. Arolser Barockfestspiele 1994 (= Arolser Beiträge zur Musikforschung 3), hrsg. von Friedhelm Brusniak, Köln 1995, S. 53–70.

Hans-Joachim Marx, Art. „Pollone, Maria Dominichina“, in: The New Grove Dictionary of Opera, hrsg. von Stanley Sadie, Oxford Music Online , http://www.oxfordmusiconline.com/subscriber/article/grove/music/O007521, Zugriff am 29. Mai 2009.

 

MG

 

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