Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Hofdemel, Magdalena, geb. Pokorný

* 1766 in Brünn (heute Brno), Sterbedaten unbekannt, böhmische Violinistin und Pianistin. Ihre Ausbildung erhielt sie von ihrem Vater Gotthard Pokorný (1733−1802), der seit 1760 Kapell­meister an der Peterskirche in Brünn war. Nach Schilling erlangte Magdalena Pokorný „bedeutende Fertigkeit“ und trat in der Folge zusammen mit ihrem Vater „oft und immer mit großem Glücke in Duetten auf. Selbst Mozart, vor dem sie sich hören ließen, konnte ihnen seine Bewunderung nicht versagen und munterte sie auf, Reisen zu machen“. Dlabač hörte sie am 15. Sept. 1788 in Brünn und bezeichnete sie als „virtuose Violinistinn und Flüglistinn“. Sie heiratete den österreichischen Juristen und Hofkanzlisten Franz Hofdemel (ca. 1755−1791), setzte aber nach ihrer Übersiedelung nach Wien und nach der Geburt ihrer Tochter Theresia (1790) ihre Ausbildung bei Wolfgang Amadeus Mozart fort. Mit einem zweiten Kind schwanger, wurde sie am 10. Dez. 1791 von ihrem Mann schwer verwundet; anschließend nahm sich Franz Hofdemel das Leben. Die Beziehung des Ehepaares zu Mozart (Hofdemel war Logenbruder und Gläubiger Mozarts) gab mehrere Monate Anlass zu Skandalmeldungen in der österreichischen Presse. Magdalena Hofdemel erhielt im März 1792 eine staatliche Zahlung, übersiedelte nach Brünn und brachte dort am 10. Mai 1792 ihren Sohn Johann Alexander Franz zur Welt. Durch ihre Verwundungen äußerlich entstellt und durch Presseberichte kompromittiert, scheint sie ihre Konzertkarriere abgebrochen zu haben. Aus späterer Zeit ist durch Otto Jahn bekannt geworden, dass sie auf einer Reise nach Wien bei den Eltern Carl Czernys gewohnt hat. Durch deren Vermittlung habe sie Gelegenheit gehabt, Beethoven improvisieren zu hören, und habe „erklärt, das gehe denn doch noch über Mozart“ (Jahn, S. 231). Über spätere musikalische Tätigkeiten und ihr Todesdatum ist nichts bekannt.

LITERATUR

Grätzer Zeitung Nr. 100 vom 13. Dez. 1791, S. 102

Grätzer Bürgerzeitung 6. Jan. 1792, 10. Febr. 1792

[Wiener] Zeitung für Damen und andere Frauenzimmer 1792 Nr. 2, S. 35

Schilling (Art. Pokorny, Gotthard)

Bohumír Jan Dlabač, „Versuch eines Verzeichnisses der vorzüglichern Tonkünstler in oder aus Böhmen“, in: Materialien zur alten und neuen Statistik von Böhmen 12 (1794) (Art. Pokorny, Gotthard).

Otto Jahn, „Mozart-Paralipomenon“, in: Gesammelte Aufsätze über Musik, Leipzig 1866, S. 230−235.

F. Bischoff, „Zur Geschichte der Frau Magdalena Hofdemel“, in: Mitteilungen der Mozart-Gemeinde Berlin10 (1900), S. 304−306.

 

FH

 

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