Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Elieson, verh. Konody, Alice

Lebensdaten unbekannt, Violoncellistin und Sängerin. Über ihre Herkunft ist nichts bekannt. Es findet sich derzeit kein Beweis für eine Verwandtschaft zwischen ihr und der Geigerin und späteren Professorin am Royal College of Music Cecile Elieson.

Die  Ausbildung der Violoncellistin fand offenbar am Londoner Royal College of Music statt, wo „Alice Elieson, West Kensington“ (Musical Standard 1890 I, S. 226) 1889 und 1890 mehrfach im Zusammenhang mit der Vergabe von Stipendien erwähnt wird. Bereits 1890 trat sie in einem Studentenkonzert des Royal Colleges auf und wurde bereits früh von der „Musical Times“ als großes Talent gewürdigt: „In [Woldemar] Bargiel’s expressive Adagio for violoncello and orchestra (Op. 38), a very young pupil, Miss Alice Elieson, gave great promise of future excellence by a performance remarkable for refinement and intelligence, her intonation, phrasing, and tone being alike commendable (MusT 1890, S. 476). Auch in den folgenden Jahren wird die Cellistin in der Londoner Musikpresse im Zusammenhang mit studentischen Aufführungen erwähnt. Dabei spielte sie mit Camille Saint-Saёns Cellokonzert a-Moll op. 33 eines der wichtigsten romantischen Cellokonzerte schon in jungem Alter öffentlich, wobei die „Musical News“ den kleinen Ton der Cellistin bemängeln: „Miss Alice Elieson exhibited a great deal of skilful execution in Saint- Saёns’ cello concerto, but her tone was not always powerful enough to enable her to give the due prominence to the solo part (Musical News 1892 II, S. 605). Im Jahr darauf war sie, offenbar noch während des Studiums, auch in Londoner Matineen zu hören, wo „Miss Cecile Elieson and Miss Alice Elieson were successful in violin and cello solos“ (Musical Standard 1893 I, S. 489). Das ist der einzige Nachweis gemeinsamer Tätigkeiten der namensgleichen Musikerinnen.

Auch nach dem Studium, das sie vermutlich ca. 1895 beendete, war Alice Elieson öffentlich zu hören. Es entwickelte sich eine offensichtlich extensive, mit eher wenigen Belegen nachweisbare Karriere, die sich jedoch über mehrere Jahrzehnte erstreckte. 1897 spielte sie in Newcastle neben Ilona Eibenschütz, bei einem weiteren Auftritt in Glasgow war auch Wilma Neruda dabei. 1899 war sie in der Londoner Steinway Hall tätig, 1899 spielte sie Max Bruchs Kol Nidrei als Solistin mit der English Ladies Orchestral Society, im folgenden Jahr ließ sie mit demselben Orchester Antonín Dvořáks Rondo für Violoncello und Orchester op. 94 hören. 1903 konzertierte sie in der Bechstein Hall (heute Wigmore Hall) in London. Im Okt. desselben Jahr nahm sie an den Londoner Proms teil (Werke von David Popper, Léon Boëllmann). 1907 trat sie in Westminster auf, ein Jahrzehnt später war sie in einem Wohltätigkeitskonzert zu hören. Im selben Jahr ist die Mitwirkung bei einem Chorkonzert in der Londoner Queen’s Hall dokumentiert. Hier wird die Musikerin von der Presse als „Madame Alice Elieson-Konody upon the cello, accompanied by Mr. O. Konody (The World’s Paper Trade Review 20. Dez. 1907, S. 17) angesprochen. Mutmaßlich infolge der Heirat – über den Ehemann liegen keine Informationen vor – war für ca. ein Jahrzehnt nichts von der Cellistin zu hören. 1917 meldet die „Times“ die Mitwirkung einer „Mme. Alice Elieson“ (Times 1917, 8. Mai) in einem Wohltätigkeitskonzert. Auch später ist der Name Konody nicht mehr zu lesen, so dass die Ehe möglicherweise nicht mehr bestand.

1920 spielte sie nicht nur Violoncello, sondern sang auch in Konzerten, wobei dies offenbar kritisch gesehen wurde: „Miss Elieson’s violoncello solos (by [William Henry] Squire and [David] Popper) were excellent in every way, and much more enjoyable than her singing, for it was impossible to follow her reading of two Chinese tone-poems by John Alden Carpenter (MusT 1920, S. 419). Die wenigen Kommentare zu ihrem Cellospiel sind hingegen oft freundlich. „Miss Alice Elieson played an oddly-neglected romance by [Karl] Davidoff very neatly (Times 2. Mai 1898).

Werbeanzeige, Times 16. Febr. 1920.

Regelmäßig findet sich der Name der Violoncellistin zwischen 1926 und 1931 in den von der Londoner „Times“ veröffentlichten Radioprogrammen. Über den Äther ging dabei nicht nur das solistische Spiel der Violoncellistin, es war auch ein „Alice Elieson Trio“ (z. B. The Times 19. Sept. 1927) zu hören, wobei weder MitmusikerInnen noch Programme bekannt sind.

 

LITERATUR

Athenæum 1890 II, S. 170; 1892 II, S. 864

Cambridge Review 1900, S. 194

Daily News [London] 5. März 1890

Era [London] 1890, S. 1. Febr.; 1891, 14. Febr.; 1893, 25. Febr.

Israel. The Jewish Magazine 1899, S. 21

Lute 1890, S. 104; 1891, S. 147

Magazine of Music 1890, S. 163

Musical News 1891, S. 58; 1892 II, S. 605; 1895 I, S. 486; 1897 I, S. 349

Musical Standard 1890 I, S. 226; 1890 II, S. 86; 1891, S. 147; 1892, S. 508; 1893 I, S. 489; 1894 I, S. 150; 1895 I, S. 215; 1897 I, S. 222; 1903 II, S. 368

MusT 1889, S. 217; 1890, S. 476; 1893, S. 730; 1894, S. 242; 1895, S. 239; 1897, S. 258; 1899, S. 119; 1920, S. 419f.

MusW 1890, S. 616

Pall Mall Gazette [London] 31. Jan. 1890

Times [London] 1892, 16. Dez.; 1895, 25. Febr.; 1898, 2. Mai; 1903, 11. Dez.; 1907, 1. Nov.; 1917, 8. Mai; 1920, 16. Febr.; 1926, 9. März, 5. Juli; 1927, 7., 19. Sept., 31. Okt.; 1928, 19. März, 14. Mai, 7. Juni, 27. Dez.; 1929, 1. Aug.; 1930, 20. Febr., 1931, 24. März

The World’s Paper Trade Review 1907, 20. Dez., S. 17

Marion M. Scott, „British Women as Instrumentalists“, in: The Music Student 10 (1918), S. 337, Repr. in: Signature. Women in Music 1, 3 (2010), S. 46–51.

Proms Archive der BBC, http://www.bbc.co.uk/proms/archive/search/performers/alice-elieson%252dkonody/1, Zugriff am 23. Mai 2014.

 

Bildnachweis

Times 16. Febr. 1920.

 

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