Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Peters, Hedwig

* 1854 in Berlin, † nach 1893, Organistin. Ihr Vater war kgl. Beamter, spielte aber auch Orgel und unterrichtete seine Tochter ab ihrem siebten Lebensjahr. Sie machte schnelle Fortschritte und erhielt bald Unterricht von dem Organisten Feodor Engelhardt (1850–1876). Mit neun Jahren konnte Hedwig Peters schon im Gottesdienst der St. Marcus-Kirche in Berlin assistieren. Nach dem Tod ihres ersten Lehrers nahm sie Unterricht bei dem Organisten und Komponisten Otto Dienel (1839–1905). 1872 nahm Hedwig Peters das Angebot einer festen Organistenstelle am Nikolaus-Bürger-Hospital in Berlin an. Außerdem übernahm sie Vertretungen an der Kgl. Hof- und Garnisonskirche.

Neben diesen Tätigkeiten gab sie Konzerte in Berlin und verschiedenen deutschen Städten: In den Jahren 1874 bis 1881 ist eine rege Konzerttätigkeit nachzuweisen. So ließ sie sich häufig in Berlin in Konzerten ihres Lehrers Otto Dienel hören, spielte aber auch in Konzerten anderer Künstler. Auch in Frankfurt a. O. erlebte Hedwig Peters Erfolge, wie die „Neue Zeitschrift für Musik“ berichtet: „Die Orgelvirtuosin Frl. Peters beherrscht das großartigste aller Instrumente durchaus und weiß demselben sowohl die erschütterndste Gewalt zu leihen wie auch die zartesten Töne zu entlocken“ (NZfM 1878, S. 244).

Zwei Jahre später würdigte  die Orgelzeitschrift „Urania“, wiederum anlässlich eines Konzerts in Frankfurt a. O.,  besonders die Kraft der Musikerin im Umgang mit dem normalerweise Männern vorbehaltenen „gigantischen“ Instrument: „Fräulein Hedwig Peters rechtfertigte durch den Vortrag der beiden Bach’schen Toccaten und der Mendelssohn’schen F-moll-Sonate den ihr vorangegangenen Ruf  als Orgelvirtuosin auf’s glänzendste und machte dem Namen ihres renommirten Lehrers Otto Dienel alle Ehre. Wahrhaft bewundernswürdig ist sowohl die Kraft und ungemeine Gewandheit [sic] und Sicherheit, mit welcher die junge Dame das gigantische und complicirte Instrument zu behandeln versteht, als auch die kunstgerechte Auffassung der von ihr reproducirten Meisterwerke; eine vorzügliche Leistung war namentlich die Wiedergabe der oben genannten Sonate“ (Urania 1877, S. 90). Das Repertoire der Organistin bestand vornehmlich aus Werken Joh. Seb. Bachs, Mozarts und Felix Mendelssohns.

Ihre Stelle als Organistin des Nikolaus-Bürger-Hospitals behielt Hedwig Peters mindestens 20 Jahre. Nach 1893 lassen sich keine Hinweise über ihren weiteren Lebensweg finden, auch das Sterbedatum ist z. Zt. nicht zu ermitteln.

 

LITERATUR

Bock 1876, S. 70, 182; 1877, S. 205

FritzschMW 1878 S. 125, 294, 295

Musical Standard 1881 II, S. 72

NZfM 1875, S. 434; 1876, S. 92, 103, 155; 1878, S. 244

Signale 1879, S. 194

Urania 1876, S. 156; 1877, S. 90, 92; 1878, S. 183

Anna Morsch, Deutschlands Tonkünstlerinnen. Biographische Skizzen aus der Gegenwart, Berlin 1893.

Illustriertes Konversationslexikon der Frau, Berlin 1900.

 

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