Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

HohenadlHohenadelHochenadel, Hochenadl, Katharina Josefa

* 17. Apr. 1785 in Wien, † 04. März 1861 in Mauer bei Wien, Pianistin. Sie war die Tochter von Josef Hochenadl (1754/1755–1842) und dessen erster Ehefrau Cäcilia Hochenadl geb. Stitz (um 1755–1787). Thomas Hochenadl (1789–1853) war ihr Bruder aus der zweiten Ehe seines Vaters. Ihr Vater sorgte früh für guten Musikunterricht beider Geschwister. Katharina war eine Schülerin des Pianisten und Komponisten Anton Eberl (1765–1807). Eberl widmete ihr sein Caprice et Rondeau op. 21 sowie ein Konzert in B-Dur für zwei Klaviere op. 45. Nikolaus Freiherr von Krufft widmete ihr seine Sonate pour le Pianoforte avec accompagnement de Violon obligé und seine Phantasie und Polonaise für Klavier und Orchester. Friedrich August Kanne widmete ihr sein Rondeau brillant pour le Piano-Forte.

Katharina Hohenadl verlor früh ihre Mutter und „machte bald von ihrem Talente Gebrauch, um durch Musikunterricht die Lasten des Haushaltes zu erleichtern“ (Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik 1861, S. 739). Gleichzeitig kam sie dem Wunsch ihres Vaters nach und veranstaltete in dessen Haus regelmäßig Konzerte. Zunächst wurden Klaviersonaten, Streichquartette und Sologesänge vorgetragen, später auch Oratorien, Kantaten und ältere Opern. Im Apr. 1804 und Dez. 1807 trat Katharina Hohenadl in Wiener Konzerten (u. a. gemeinsam mit ihrem Lehrer Eberl) als Pianistin auf. Die „Allgemeine musikalische Zeitung“ schreibt, die Musikerin, die im Dez. 1806 mit Franz Eberl sein Doppelkonzert für zwei Klaviere vorgetragen hatte, sei „jetzt vielleicht die stärkste Klavierspielerin in Wien, und zeigte auch in diesem lieblichen, schön gedachten, und vortrefflich instrumentierten Konzert, eine ganz ausserordentliche Reinheit, Präcision und Delikatesse“ (AmZ 1807, Sp. 234). Im Jahre 1808 heißt es in den „Vaterländischen Blättern“, dass „der Nahme der Madm. Hohenadl schon oft mit dem rauschendsten Beyfalle gefeyert worden ist“ (Vaterländische Blätter 1808, S. 52). Obwohl es wenige Konzertbelege gibt, ist ihr Name auch in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ präsent, da man ihr großes pianistisches Können dort häufig zum Maßstab für die Bewertung anderer Pianistinnen nahm. So fänden sich für Frau Hohenadl „wohl sehr wenig Nebenbuhlerinnen, selbst in Wien“ (AmZ 1804, Sp. 470), und die Pianistin Anna Wolf geb. Mrasek stehe „bey weitem nicht auf einer Stufe“ mit ihr und den Pianistinnen Magdalena Kurzböck und Franziska von Spielmann (AmZ 1805, Sp. 242). Letztere hingegen dürfe „mit Ehren neben den Fräuleins Kurzböck, Hohenadel, Tschoffen u. a. auftreten“ (AmZ 1807, Sp. 140). Alles deutet daraufhin, dass Katharina Hohenadl als Pianistin vorrangig in privaten und halböffentlichen Kreisen wirkte. Dazu schreiben Flotzinger/Gruber: „Der Musikbetrieb mancher bürgerlicher Wiener Familien stand dem öffentlichen in keiner Weise nach und wies eine unerhörte Vielfalt auf. Bis in die zwanziger Jahre wurde bei den Hochenadel, bei Theresia von Paradis gespielt“ (Flotzinger/Gruber, S. 297). 1817 wirkte sie noch einmal in einem öffentlichen Wiener Konzert mit, wo sie „eine Phantasie und Polonaise für Pianoforte und Orchester, comp. vom Freyherrn von Krufft“ vortrug (AmZ 1817, Sp. 304).

Zuletzt taucht der Name „Hohenadel“ 1822 in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ auf: „Die gewöhnlichen musikalischen Zirkel haben auch diesen Winter wieder in dem Hause des Hrn. von Hohenadel, eines ausgezeichneten Kunstfreundes, begonnen, und wir hatten dadurch Gelegenheit, ein Beethoven’sches Trio und Moscheles sogenannte Alexander-Variationen von seiner Fräulein Tochter mit der gewohnten Meisterschaft ausführen zu hören“ (AmZ 1822, Sp. 64).

 

  

LITERATUR

AmZ 1803/04, Sp. 470, 808, 824; 1804/05, Sp. 242, 322; 1806/07, Sp. 234, 429; 1807/08, Sp. 140; 1817, Sp. 304; 1818, Sp. 71; 1822, Sp. 64

Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik 1861, S. 739

Vaterländische Blätter 31. Mai 1808, S. 52

Zeitung für die elegante Welt 1808, Sp. 15

Altmann (Art. Eberl, Anton), MGG 2000 (Art. Eberl, Anton), OeML (Art. Hochenadl (Hochenadel), Familie)

Mozart-Jahrbuch 1951, S. 129

Leopold von Sonnleithner, „Musikalische Skizzen aus Alt-Wien", in: Österreichische Musikzeitschrift 16, H. 2 (1961), S. 50–62.

Rudolf Flotzinger u. Gernot Gruber, Musikgeschichte Österreichs Bd. 2: Vom Barock zum Vormärz, Wien [u. a.] 2. Aufl. 1995.

http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hochenadl_Katharina_1785_1861.xml, Zugriff am 28. Sept. 2022.

 

 

Hanna Bergmann/Barbara Kollenbach

 

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