Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Pflughaupt, Sophie, geb. Stschepin, Shtchepin

* 1834 oder 1837 in Dünaburg (heute Daugavpils, Lettland), † 10. Nov. 1867 in Aachen, Pianistin und Klavierlehrerin. Sie war die Tochter des russischen Generals Stschepin und mütterlicherseits mit der Fürstenfamilie Chika verbunden. Die hochgebildete Mutter förderte bereits in jungen Jahren das außergewöhnliche musikalische Talent ihrer Tochter. Im Alter von 13 Jahren siedelte Sophie mit ihren Eltern nach St. Petersburg über. Ihre musikalische Ausbildung fand nun erstmals außerhalb der eigenen Familie statt. Lehrer fand sie zunächst in dem Pianisten Otto Gercke und später in Adolf Henselt (1814–1889), unter dem sie große Fortschritte machte. Auf einer Reise nach Berlin lernte sie ihren späteren Ehemann Robert Pflughaupt (1833–1871) kennen, bei dem sie Unterricht in Harmonielehre erhielt. Die Vermählung wurde 1854 in Russland vollzogen. St. Petersburg blieb zunächst der bevorzugte Standort des Ehepaares. Beide erhielten Unterricht bei Sophies ehemaligem Lehrer Henselt. Während eines erneuten Aufenthalts in Berlin machten Sophie und Robert Pflughaupt die Bekanntschaft Hans von Bülows, der beide an Liszt vermittelte. Die Möglichkeit, Unterricht bei Liszt (1811–1886) zu erhalten, nahmen beide wahr und übersiedelten daher in die Stadt Weimar.

Im Jahre 1858 richtete Sophie Stschepin ihr erstes eigenes Konzert in Berlin aus und konzertierte fortan häufig im deutschen Raum, u. a. in Weimar, Leipzig, Erfurt und Berlin. Im Jahre 1861 unternahm sie eine Konzertreise, die sie von Berlin über Breslau nach Gräfenberg führte. Nach einem Konzert in Meiningen 1861, in dem Sophie Pflughaupt Joh. Seb. Bachs Chromatische Fantasie und Fuge, Beethovens Klaviersonaten in C-Dur op. 53 und f-Moll op. 57 sowie Werke von Liszt vorgetragen hatte, wurde sie zur herzoglichen Sachsen-Meiningenschen Hofpianistin ernannt. Ebenfalls im Jahr 1861 unternahm sie eine  Konzertreise nach Eisenach und Coburg. Im Jahre 1862 siedelte das Paar nach Aachen über, wo Sophie Pflughaupt häufig als Pianistin auftrat, Klavierunterricht erteilte und gemeinsam mit ihrem Gatten einige Schülerkonzerte ausrichtete. Sie gab außerdem Konzerte in Berlin, Weimar, Erfurt, Meiningen, Halle, Karlsruhe, Gotha und Bonn. Die Presse äußerte sich über ihre Leistungen als Pianistin meist anerkennend.

Pflughaupts Konzertprogramme umfassten vielfach Werke von Liszt, außerdem Kompositionen von Chopin, Schumann, Mendelssohn, Schubert, Moscheles, Anton Rubinstein, Hummel, Raff, Henselt und Robert Pflughaupt sowie einige Kompositionen Joh. Seb. Bachs. Klassische Werke von Mozart und Beethoven waren eher selten vertreten.

Obwohl sie sich in Harmonielehre weiterbildete, ist nicht anzunehmen, dass Sophie Pflughaupt eine professionelle kompositorische Tätigkeit ausübte. Lediglich eine Klavierkomposition ist bisher bekannt.

Sophie Pflughaupt, die häufig mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, starb 1867 nach viermonatigem Leiden an den Folgen der Tuberkulose.

 

WERKE FÜR KLAVIER

Mazurka pour le piano o. O. (o. J.)

 

LITERATUR

AmZ 1864, Sp. 680; 1866, S. 185f.; 1867, S. 387

Bock 1858, S. 404; 1860, S. 392, 396; 1862, S. 117; 1865, S. 61; 1867, S. 383; 1871, S. 206

Illustrirte Zeitung [Leipzig] 1867 II, S. 346

Niederrheinische Musik-Zeitung für Kunstfreunde und Künstler 1859, S. 33

NZfM 1858 II, S. 275, 287; 1859 I, S. 94, 191; 1859 II, S. 120; 1860 I, S. 71, 88, 135, 171; 1860 II, S. 225; 1861 I, S. 27, 163, 171; 1861 II, S. 146; 1862 II, S. 43; 1863 I, S. 75, 137; 1863 II, S. 99; 1864, S. 209, 249, 289; 1865, S. 14; 1866, S. 30, 133, 259; 1867, S. 14, 323, 435; 1868, S. 35

RGM 1858, S. 435

Signale 1860, S. 639; 1867, S. 959; 1868, S. 196

Süddeutsche Musik-Zeitung 1867, S. 196

Mendel, Mendel Suppl., Baker 1, Paul, Baker 5, Thompson

Eduard Hanslick, Geschichte des Concertwesens in Wien, 2 Bde., Bd. 1, Wien 1869, Repr. Hildesheim [u. a.] 1979.

Klavierkomposition im Volltext: http://ora-web.swkk.de/digimo_online/digimo.Reg1?vc1=Pflughaupt,%20Sophie, Zugriff am 22. Apr. 2009.

 

Nadine Möhlmann/FH

 

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