Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Auenbrugger, Auenbrucker, (von) Auenbrugg, Auenbrügger, Marianna (Taufname: Anna Maria Simphorosa)

Get. 19. Juli 1759 in Wien, † 25. Aug. 1782 ebd., Pianistin und Komponistin. Sie war die Tochter des Arztes Leopold Auenbrugger und dessen Frau Anna von Priestersberg sowie die jüngere Schwester von Katharina Auenbrugger. Obwohl bereits als junges Mädchen kränklich (und wohl auch körperlich behindert, „von etwas schiefem Körperbau“, Marx/Haas, S. 40), erhielt sie doch ebenso wie ihre ältere Schwester eine umfassende Ausbildung, u. a. bei Antonio Salieri, für dessen Oper Der Rauchfangkehrer der Vater Auenbrugger das Libretto verfasst hatte. Im elterlichen Haus fanden darüber hinaus regelmäßige musikalische Matineen statt, bei denen u. a. auch Joseph Haydn sowie Leopold und W. A. Mozart zu den geladenen Gästen zählten. Es ist davon auszugehen, dass beide Schwestern in diesen Matineen regelmäßig auftraten. Leopold Mozart erwähnt in einem Brief an seine Frau Leopold Auenbruggers „2 Tochter, die beyde, sonderheit: die ältere unvergl: spiehlt, und vollkommen die Musik besitzt“ (12. Aug. 1773).

Als Pianistinnen hochgeschätzt waren beide Auenbrugger-Schwestern auch von Joseph Haydn, der ihnen seine Sei sonate per il clavicembalo, o forte piano Hob.XVI:35-39 und 20 widmete. Dem Verleger Artaria schrieb er am 20. März 1780: „Der beyfall deren Freilen v. Augenbrugger ist mir der allerwichtigste, indem Ihre spielarth und die Ächte einsicht in die Tonkunst denen grösten Meistern gleichkomt: Beede verdienten durch offentliche Blätter in ganz Europa beckant gemacht zu werden“.

Gerade einmal 23jährig starb Marianne Auenbrugger 1872 an Tuberkulose. Salieri komponierte auf den frühen Tod seiner ehemaligen Schülerin eine Ode (Deh si piace voli). Zum Druck kam diese im Anhang ihrer Sonata per il clavicembalo, dem einzigen gedruckten Werk von Marianna Auenbrugger, wobei sich Salieri als „amico & Ammiratore delle di Lei rare Virtudi“ („Freund und Bewunderer ihrer seltenen Fähigkeiten“) bezeichnete.

 

WERKE FÜR KLAVIER

Sonata per il clavicembalo o forte piano, Wien um 1787/1781 (Artaria)

 

LITERATUR

Taufbuch St. Stephan, 1758 bis 1759, fol. 293, in: Matriken Österreich / Erzdiözese Wien, https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-stephan/01-083/?pg=585, Zugriff am 6. Juni 2023.

Sterbebuch St. Stephan, 1781 bis 1784, Verzeichnis der Bestattungen, fol. 104, in: Matriken Österreich / Erzdiözese Wien, https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-stephan/03-34/?pg=216, Zugriff am 6. Juni 2023.

Schönfeld, Gerber 1, Wurzbach, EitnerQ, Cohen, GroveW, Marx/Haas

Friedrich Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahr 1781, Berlin [u. a.] 1784.

Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, unter Benützung der Quellensammlung von H. C. Robbins Landon, hrsg. von Dénes Bartha, Kassel 1965.

Mozart, Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg, 7 Bde., Kassel [u. a.] 1962-1975.

William S. Newman, The Sonata in the Classic Era, Chapel Hill 1963.

Susan Stern, Woman Composers. A Handbook, Metuchen 1978.

Joan M. Meggett, Keyboard Music by Woman Composers, Westport 1981.

Ingrid Fuchs, „‚…spielt das Fortepiano mit vieler Empfindung und Präzision. Damen im musikalischen Salon rund um Joseph Haydn“, in: Phänomen Haydn 1732-1809. Prachtliebend, bürgerlich, gottbefohlen, crossover, hrsg. von Schloss Esterházy Management GmbH, Red. Theresia Gabriel und Gerhard J. Winkler, Schloss Esterházy 2009, S. 144-153.

Tom Beghin, „The Lady Named on the Title Page. The Rhetoric of Dedication in Haydn’s Keyboard Works“, in: Widmungen bei Haydn und Beethoven, hrsg. von Bernhard R. Appel u. Armin Raab, Bonn 2015, S. 93–120.

Melanie Unseld, Musikgeschichte "Klassik" (= Bärenreiter Studienbücher Musik 21), Kassel 2022.

 

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