Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Bott, Katharina, Catharina, Catharine, Louise, Luise, verh. Breithaupt, Breithaupt-Bott

* 31. Okt. 1819 in Darmstadt, † 24. Juni 1894 in Kassel, Pianistin, Klavierlehrerin und Komponistin. Ihre frühe musikalische Ausbildung erhielt sie von ihrem Vater, dem Darmstädter Hofmusiker Johann Joseph Bott (1787–1855). In späteren Jahren wurde sie von der Darmstädter Klavierlehrerin Josepha Wagner unterrichtet. Bereits 1833 trat sie in München und Nürnberg öffentlich auf und überzeugte die Musikpresse, die ihr eine für ihr Alter „höchst seltene Ausbildung“ (Castelli 1833, S. 207) attestierte, ihre technischen Fähigkeiten und ihr „ausnehmend ruhiges, sicheres Spiel mit schönem Ton“ (ebd.) hervorhob. In einem Konzert in Würzburg 1834 standen Werke von Hummel (Allegro aus dem Konzert a-Moll, begleitet vom Orchester des Kgl. Musikinstitutes), Kalkbrenner und Herz auf dem Programm. 1835 unternahm sie gemeinsam mit ihrem Vater eine Konzertreise, die sie u. a. in die Niederlande führte. Es folgten weitere Reisen. In der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ heißt es 1837, dass sie „sich schon rühmlichst auch auf einigen Kunstreisen“ ausgezeichnet habe und „wahrscheinlich nächstens das auswärtige Publikum durch ihr Klavierspiel wieder erfreuen“ (AmZ 1837, Sp. 143) werde. Zu diesem Zeitpunkt wird sie außerdem bereits als Klavierlehrerin in Darmstadt bezeichnet. In den Jahren 1837 und 1838 trat sie mehrmals in Kassel auf, u. a. am Kurfürstlichen Hoftheater. Im Februar teilt die „Allgemeine musikalische Zeitung" mit, dass sich Katharina Bott „gegenwärtig in Paris" befinde. „Französische Briefe berichten auf das Vortheilhafteste über diese talentvolle Pianistin, die in ihren Konzerten jetzt anfängt eigene Komposizionen zu spielen" (AmZ 1839, Sp. 129). Im selben Jahr konzertierte sie erstmals in Begleitung ihres Vaters in London: „This young lady had a concert, on Wednesday, at the Hanover Square Rooms, in which she was assisted by Mr Eliason, Mr and Mrs Seguin, M. Spagnoletti, Guilio Regondi, and other musical professors. She was herself, however, the principal object of interest in the room. [...] Her talents have been carefully cultivated, as well in reference to the theory (for she is a composer) as to the practice of music; and she has, although only 18 years of age, already distinguished herself at Munich, Berlin, and other places on the continent. The present was her first appearance before the English public. She performed a composition of Beethoven´s, in C minor, a variation (of her own) from the Sonnambula, and a fantasia, also by herself; which last was played with the left hand only. This really was a remarkable performance, exhibiting marvellous dexterity and mastery over the instrument; but the other pieces, which were played as usual with both hands, were more satisfactory evidences of her general talent. Her touch is singularly brilliant and forcible, and she appears to execute the most difficult and rapid movements with perfect ease. We could wish to hear a more tender touch at times; but, upon the whole, she must be considered as a most accomplished musician (Musical Examiner 21. Apr. 1839). Vermutlich hielt sich Katharina Bott mehrmals, auch für längere Zeit, in London auf. 1840 informiert die „Allgemeine musikalische Zeitung" über dortige Konzerte, über die „die englischen Zeitschriften der Globe, Traveller und das Examiner-Journal fast Unglaubliches berichten" (AmZ 1840, Sp. 599). 1841 erwähnt die „Musical World“, dass die Pianistin noch immer in London sei (MusW 1841, S. 14).

Am 3. Aug. 1845 heiratete Katharina Bott den kurhessischen Offizier Ludwig Breithaupt (1809–1889). Sie reduzierte anschließend ihre öffentlichen Auftritte, wirkte aber weiterhin als Klavierlehrerin.

Zu ihrem Repertoire gehörten u. a. Chopins Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll, das Konzert a-Moll von Hummel sowie Werke von Beethoven, Thalberg, Kalkbrenner und Mendelssohn.

 

WERKE FÜR KLAVIER

Phantasie für Piano Forte über Original-Thema's für die linke Hand allein [1839?]

Fantasie brillantes [sic] on airs from La Sonambula, London: Boosey [1840]

Variations sur „Romeo et Giulietta“ op. 5, London: Wessel [1841]

Leggerezza (vierhändig) op. 7, ebd. [1842]

Trois Caprices pour le Piano-Forte, en forme de valse, suivies d´un galop, London: Boosey [1843]

Weitere Klavierkompositionen sind verschollen.

 

LITERATUR

AmZ 1837, Sp. 143; 1838, Sp. 141f.; 1839, Sp. 129; 1840, Sp. 599

Castelli 1833, S. 207; 1834, S. 7

The Examiner 21. Apr. 1839

Der Friedens- u. Kriegs-Kurier 2. Dez. 1833

FritzschMW 1894, S. 371

Literary Gazette 1839, S. 396f.

Mnemosyne oder Erinnerungsblatt für Geschichte, Literatur und Kunst 1834, S. 32

Monatshefte für Musikgeschichte 1895, S. 93

The Morning Chronicle 20. Apr. 1839

Morgenblatt für gebildete Leser 27. Mai 1847

Münchener politische Zeitung 20. Nov. 1833

MusT 1894, S. 554

MusW 1841, S. 14; 1843, S. 152

NZfM 1837 II, S. 183; 1849 I, S. 54

The Times [London] 8. Mai 1841

Schilling Suppl., Mendel, Gaßner, Fétis (Art. Bott, Jacques), Grove 1, MGG 1 (Suppl.), MGG 2000, New Grove 2001

Erich Rosendahl, Geschichte der Hoftheater in Hannover und Braunschweig, Hannover 1927.

Karl Traugott Goldbach, Art. Bott, Familie, in: Musik und Musiker am Mittelrhein 2 online, hrsg. von Axel Beer, Mainz, http://www.mmm2.mugemir.de/doku.php?id=bott&rev=1664220171, Zugriff am 27. Sept. 2022.

 

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