Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Fink, Charlotte

* 1820 in Leipzig, † 1. Okt. 1843 ebd., Pianistin. Charlotte Fink wurde in Leipzig als zweite Tochter Gottfried Wilhelm Finks (1783–1846) und dessen zweiter Frau Henriette Fink geb. Nicolai, geboren. Ihr Vater gründete nach musikalischer und theologischer Ausbildung eine Erziehungsanstalt, die er bis zur Übernahme der Redaktion der Leipziger „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ 1827 leitete.

Henriette Fink, eine Schülerin John Fields, übernahm die musikalische Ausbildung ihrer Tochter Charlotte „und bildete sie zu einem solchen Grade von Virtuosität aus, dass sie Werke der alten Meister ebenso vortrefflich spielte, wie die der neuern“ (Mendel). Charlotte Finks erster öffentlicher Vortrag 1835 in Leipzig, bei dem sie im Rahmen eines Wohltätigkeitskonzertes das As-Dur-Konzert von Field vortrug, gab den Auftakt zu vielen öffentlichen Auftritten. Zwar förderten die Eltern die Konzerte ihrer Tochter, lehnten jedoch längere Reisen ab, so dass sich Finks Wirkungskreis auf Leipzig, Dresden und Dessau beschränkte.

In dem geringen Radius ihrer Auftrittsorte konzertierte sie unter anderem gemeinsam mit dem Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann aus München, dem Geiger Joseph Ghys aus Paris und unter der Leitung Felix Mendelssohns und des Konzertmeisters Ferdinand David. Die Gegenwart der Herzogin bei einem Auftritt im Leipziger Theater 1840 führte zu einer Einladung an den Hof. Im gleichen Jahr konzertierte sie im Dresdner Hotel Pologne mit Unterstützung der königlichen Kapelle. Johann Peter Lyser nahm das letztere Konzert zum Anlass, die ‚wahre Kunst‘ vom Virtuosentum abzugrenzen: „Dem wahren Kunstfreunde muss die Erscheinung dieser jungen Dame eine umso wohlthuendere sein, als sie ihrem Instrumente einmal wieder jenen seelenvollen Gesang entlockte, welcher an die Zeit mahnt, wo die Künstler und Virtuosen es noch darauf anlegten, zu gefallen und zu rühren, anstatt, daß jetzt mehr auf Effekt und Staunen Rücksicht genommen wird" (Ost und West 1840, S, 71).

In den Musikzeitschriften der Zeit finden sich zahlreiche Belege für die „überaus lebhafte Aufnahme ihrer Leistung“ (AmZ 1835, Sp. 853) durch das Publikum. Die „Neue Zeitschrift für Musik“ attestierte Charlotte Fink „etwas besonders Weibliches in ihrem Ausdruck“ (1837, S. 122), ohne dies näher zu definieren. Vor allem wurden jedoch ihre ungewöhnliche technische Fertigkeit und die Präzision ihres Spiels gewürdigt. Das Repertoire Charlotte Finks beinhaltete u. a. Joh. Seb. Bach, Mozart, Beethoven und Weber sowie Schubert und Mendelssohn. Besonders gelobt wurden ihre Interpretationen von Chopin, Thalberg und Liszt. Sie erkrankte 23-jährig an Typhus und starb in ihrer Geburtsstadt Leipzig.

 

LITERATUR

AmZ 1835, Sp. 853; 1836, Sp. 274, 412; 1837, Sp. 655, 770; 1840, Sp. 69, 196f.; 1841, Sp. 280, 742; 1843, Sp. 742; 1846, Sp. 634–643

AWM 1843, S. 536, 544

Cäcilia 1844, S. 195ff.

Der Humorist 1838, S. 88

Iris 1835, S. 208

NZfM 1835 II, S. 167, 180; 1837 I, S. 122; 1838 II, S. 198; 1840 I, S. 60, 92

Ost und West. Blätter für Kunst, Literatur und geselliges Leben 1840, S. 71

Der Wanderer 1843, S. 1063

Signale 1843, S. 819

Becker, Mendel (Art. Fink, Gottfried Wilhelm), Mendel Suppl. (Art. Fink, Charlotte)

Fétis, New Grove 1 (Art. Fink, (Christian) Gottfried Wilhelm), MGG 2000 (Art. Fink, (Christian) Gottfried Wilhelm), New Grove 2001 (Art. Fink, Gottfried Wilhelm)

Anna von Meichsner, Friedrich Wieck und seine beiden Töchter Clara Schumann, geb. Wieck, u. Marie Wieck, Leipzig 1875.

 

Frauke Gaumann/Hanna Bergmann/FH

 

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