Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Perry, Sarah, Mrs. Thomas Perry, geb. Maskell

* 1828 St. Giles, Camberwell (London), Sterbedaten unbekannt, Organistin und Musiklehrerin. Sie wuchs mit einem Bruder, Daniel Maskell (?–1890), auf. Ansonsten gibt es über Sarah Perrys Herkunft und ihre Ausbildung keine Informationen. Im Juni 1846 heiratete sie den Werftangestellten Thomas Perry (1826–?). In zeitgenössischen Zeitschriften ist sie ausschließlich als Mrs. Perry oder Mrs. Thomas Perry zu finden. Sie scheint verschiedene Anstellungen als Organistin und Lehrerin gehabt zu haben. So berichtet die „Musical Gazette“ 1858 von einem Konzert, an dem sie als Organistin der St. James School in Bermondsey (London) teilgenommen habe (Musical Gazette 1858, S. 23). Ein Jahr später wurde sie als eine von zehn KanditatInnen zur Organistin und Musiklehrerin des „Infant Orphan Asylum Wanstead“ gewählt. Bei dieser Gelegenheit erwähnt die „Musical World“ ihre bisherige Tätigkeit als Organistin der Gemeinde Edmonton im Norden Londons (MusW 1859, S. 629). Das „Infant Orphan Asylum“ war eine von Andrew Reed (1787–1862) gegründete Anstalt für Waisenkinder der Mittelklasse unter sieben Jahren. Diesen Posten hielt Sarah Perry mindestens 35 Jahre. Von 1858 bis 1866 finden sich einige Konzertberichte aus Edmonton, Wanstead, Clapham Common (mit der Organistin Georgiana Couves) und Bushey.

Trotz der wenigen Informationen, die heute über Sarah Perry erhalten sind, scheint sie in London eine angesehene Organistin gewesen zu sein. In einem Streit über „Lady Organists“ im Jahr 1863 im „Musical Standard“ wird sie von einem Gegner des Orgelspiels von Frauen mit Ann Mounsey-Bartholomew und Georgiana Couves als rühmliche Ausnahme benannt. In der dann folgenden, durch Leserbriefe über mehrere Ausgaben ausgetragenen Diskussion meldete sich auch ihr Bruder (unter dem Kürzel D. Maskell) zu Wort. Dieser galt als großer Liebhaber von Orgelmusik und sprach sich – ohne ihren Namen zu nennen – für das Spiel seiner Schwester und anderer Organistinnen aus.

 

LITERATUR

Musical Gazette 1858, S. 23

Musical Standard 1863 I, S. 258; 1879 II, S. 88f.; 1890 I, S. 175

MusT 1859, S. 169; 1860, S. 330; 1864, S. 246; 1866, S. 250

MusW 1859, S. 629

The Organ 1926, S. 100

Judith Barger, Elizabeth Stirling and the musical life of female organists in nineteenth-century England, Aldershot 2007.

Freia Hoffmann u. Volker Timmermann (Hrsg.), Quellentexte zur Geschichte der Instrumentalistin im 19. Jahrhundert, Hildesheim [u. a.] 2013.

Freia Hoffmann u. Christine Fornoff, „‚No Lady need apply‘ oder ‚Im Rock kann man sich der Pedale nicht bedienen‘. Organistinnen auf dem Weg der Professionalisierung", in: Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien 2012, S. 2337.

 

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