Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Seyrich, Frieda, Frida 

* 1871 in Rochlitz, Sterbedaten unbekannt, Flötistin und Pianistin. Die Tochter des Musikdirektors Seyrich wuchs in Roda in Thüringen auf und erhielt zunächst Klavier- und anschließend Flötenunterricht von ihrem Vater. Nach einem ersten öffentlichen Auftritt in Bad Köstritz mit dem Andante C-Dur für Flöte und Orchester KV 315 von W. A. Mozart wurde die Ausbildung in Weimar bei dem Drouet-Schüler Theodor Winkler (1834–1905) fortgesetzt. Mit 14 Jahren unternahm die Flötistin eine erste Konzertreise durch Thüringen, bevor sie eine Einladung nach Berlin erhielt, sich im Opernhaus bei einer Matinee hören zu lassen. Eine weitere Einladung führte sie in das sachsen-anhaltische Zeitz. Am 6.  Dez. 1886 wirkte sie im 3. Akademischen Symphoniekonzert in Jena mit. 1887 widmete die Zeitschrift „Urania“ der Flötistin eine kurze Würdigung und bescheinigte ihr, sie verfüge „über eine große Technik mit seelenvollem Vortrage“ (Urania 1887, S. 28). 1888 steuerte sie in Altenburg einem Konzert der Singakademie Werke von Theobald Böhm und Franz Doppler bei. 1889 ist ein Auftritt mit dem Kurorchesters in Bad Ems belegt, von dem sogar die englische Presse Notiz nahm: „Mdlle. Frieda Seyrich, of Roda, took the part of solo flautist at one of the concerts given in the Curhaus at Ems, at which the King of Saxony was present and greatly enjoyed it. His majesty vigorously joined in the applause“ (Musical Opinion and Musical Trade Review 1889, S. 476).

Zum  Repertoire der Flötistin macht ein Korrespondent der Neuen Zeitschrift für Musik", Bruno Schrader, eine für die Zeit interessante Anmerkung: „Bezüglich der kargen und zudem noch wenig werthvollen Litteratur ihres Instrumentes möchte ich der jungen Virtuosin einen Versuch mit dem [sic] wenig bekannten Flötenconcerten Mozart's und Quantz' empfehlen; sie brauchte dann ihr hübsches Talent nicht ausschießlich an Kompositionen wie die Heinemeyers, Haakes, Demerssemanns [sic] und Consorten zu vergeuden" (NZfM 1887, S. 4).

Anna Morsch hebt vor allem die außergewöhnliche Instrumentenwahl von Frieda Seyrich hervor: „Die immer steigende Vervollkommnung des Klaviers hat in unserer heutigen, Alles nivellirenden Zeit viele der früher beliebten Instrumente in den Hintergrund gedrängt; Ausnahmen sind darum, besonders wenn sie mit künstlerischer Vollendung gepflegt werden, mit doppelter Freude zu begrüßen. Frieda Seyrich gehört zu jenen Muthigen, welche die breite Straße des Gewohnten verließen, um sich auf abgelegeneren Pfaden ihre Lorbeeren zu pflücken. Und letzteres ist ihr in der That, trotz großer Jugend, bereits voll und ganz geglückt“ (Morsch, S. 205). Ihre Anmerkung, Frieda Seyrich könne „wohl als einzige Vertreterin ihres Instruments […] genannt werden“ (ebd.), ist nach heutigem Forschungsstand für Deutschland zutreffend. Für das europäische Ausland wären in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Cleopatre TornborgMaria BianchiniSophie Angeline und die nur teilweise namentlich bekannten Flötistinnen des Wiener Damenorchesters hinzuzufügen.

 

LITERATUR

FritzschMW 1889, S. 283

Musical Opinion and Music Trade Review 1889, S. 476

NZfM 1887, S. 4; 1888, S. 115

Urania. Musik-Zeitschrift für Orgelbau, Orgel- und Harmoniumspiel 1887, S. 28

Frank/Altmann (Art. Winkler)

Anna Morsch, Deutschlands Tonkünstlerinnen. Biographische Skizzen aus der Gegenwart, Berlin 1893.

Arthur Jubelt u. Hans-Joachim Richter (Hrsg.), Unsere Heimat – Zeitz (= Unsere Heimat im Bild, Beilage zu den Zeitzer Neuesten Nachrichten 1927–1943), [Leipzig 1999].

 

FH

 

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