Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

SeratoSerätoSerrato, Maria

* 1840 oder 1841 in Castel Franco (Provinz Treviso), Sterbedaten unbekannt, Violinistin. Sie begann im Alter von sieben Jahren mit dem Violinspiel bei dem Lehrer Pietro Fiorati. Kurz darauf war sie bereits in europäischen Städten zu hören. Im deutschen Raum konzertierte sie ab 1850. Vermutlich spielte sie zunächst in Wien, darauf im selben Jahr in Leipzig erst in Privatkreisen, dann im Theater in den Zwischenakten und schließlich in der Buchhändlerbörse in einem eigenen Konzert. Im Febr. 1851 war sie in Prag (in Zwischenakten) zu hören. Im selben Jahr konzertierte sie in Charlottenburg in einem Hofkonzert, darüber hinaus mehrmals in München. 1852 gastierte sie in Köln. Maria Serato besuchte auch Osteuropa (Konzerte in Warschau, Moskau, Petersburg) und spielte später im skandinavischen Raum. In Stockholm konzertierte sie 1852 (in diesem Jahr auch in Åbo), 1857 (in diesem Jahr auch in Malmø) und 1863. Zu Beginn der 1860er Jahre heiratete sie einen Kapitän G. Nichette, der zuvor als Offizier Garibaldis an den italienischen Unabhängigkeitskriegen teilgenommen hatte. Anscheinend zog sie sich nach der Heirat vom Konzertpodium zurück.

Maria Seratos Repertoire enthielt typische Virtuosenwerke von Geiger-Komponisten, so etwa die Variationen und das Tremolo von Bériot, die Fantasie Caprice von Vieuxtemps, dazu Opernparaphrasen verschiedener Komponisten (etwa Artôt, Westmoreland, Riefsthal). Den Zeitgenossen erschien dieses Programm für die junge Geigerin angemessen: „Daß der kleinen Virtuosin die italienische Kantilene und die ziemlich oberflächliche aber gefällige Sentimentalität des Pariser Salonkomponisten [Bériot] insbesondere zusagt, ist bei so zartem Alter natürlich, und es kann nur gelobt werden, daß man bei der Wahl ihrer Produktionsstücke darauf und auf jenen Grad der technischen Meisterschaft Rücksicht nimmt, den sie erreicht hat und inner dessen Gränzen sie sich mit vollkommener Sicherheit bewegen kann“ (Bohemia 14. Febr. 1851).

Maria Serato wurde von der Presse schon im Kindesalter für ihre musikalischen Darbietungen lobend gewürdigt. Deutlich wird hier die Reflexion der Zeitgenossen auf die Schwestern Milanollo. So betrachtete die „Illustrirte Zeitung“ sie „wegen des seelenvollen und doch zugleich muntern und kecken Spiels […] als einen würdigen Ersatz für die verstorbene jüngere Milanollo“ [Maria Milanollo]. In Prag beeindruckte Serato den Kritiker der „Bohemia“ „nicht so sehr durch großen Ton, kühne Sicherheit und glänzende Bravour […], als der eigenthümlich schlichten Erscheinung entsprechend, durch innigen und seelenvollen Vortrag der Kantilene“ (Bohemia 13. Febr. 1851).

 

 

LITERATUR

Bohemia [Prag] 1851, 13. Febr., 14. Febr.

Illustrirte Zeitung [Leipzig] 1850 II, S. 363; 1851 II, S. 318

Ny tidning för musik 1857, S. 160

NZfM 1850 II, S. 247

Signale 1850, S. 459, 473

Giacomo Meyerbeer, Briefwechsel und Tagebücher, hrsg. von Sabine Henze-Döhring, 8 Bde., Bd. 5, Berlin 1999.

Nordisk familjebok. Konversationslexikon och Realencyclopedi, Bd. 14, Stockholm 1890.

Nils Georg Strömberg, Anteckningaröver Musiklivet i Malmö 1820–1928: jämte några delvis personliga minnen från Ystad, Lund, Hälsingborg och Stockholm, Malmö 1929.

 

Bildnachweis

Porträt: Sammlung Manskopf der UB Frankfurt/M., http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7904387 / , Zugriff am 8. Aug. 2008.

Konzertprogramm: Åbo Akademis Bibliotek, http://bibbild.abo.fi/hereditas/musik/, Zugriff am 8. Aug. 2008.

 

VT

 

© 2008 Freia Hoffmann