Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Bader, Louise, Luise

* 29. Mai 1860 in Paris, Sterbedaten unbekannt, Pianistin und Klavierlehrerin. Louise Bader war von 1876 bis 1879 Studentin des Kölner Konservatoriums. Noch 1879 wechselte sie an das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt a. M. und besuchte hier drei Semester lang die Klavierklasse von Clara Schumann. Ende Juni 1881 schloss sie ihr Studium mit dem Vortrag des ersten Satzes aus Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 in einem der öffentlichen Prüfungskonzerte des Konservatoriums ab. Anschließend lebte Louise Bader in Elberfeld. Seit 1879 lassen sich Auftritte der Pianistin u. a. in Köln, Gladbach und Bonn belegen. Im Frühjahr 1883 wirkte sie in einem Konzert des Wuppertaler Instrumentalvereins mit und trug darin Chopins Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll vor. In den Jahren 1883 und 1884 konzertierte sie in Köln, Düsseldorf und Gelsenkirchen. Am 22. Jan. 1884 ließ sie sich mit Men­delssohns Klavierkon­zert Nr. 1 g-Moll op. 25 sowie Kompositionen von Carl Reinecke und Ferdinand Hiller in einem Abonnementskonzert der Musikalischen Akademie in Köln unter der Leitung von Eduard Mertke hören. Nach einem Auftritt in einem Konzert des Aachener Instrumentalvereins, das im Apr. 1884 anlässlich des 100. Geburtstages von Louis Spohr veranstaltet wurde, und in dem die Pianistin wiederum das Klavierkonzert von Mendelssohn vortrug, berichtet ein Mitarbeiter der „Aachener Zeitung“: „Fräulein Bader aus Elberfeld führte sich bei uns ein als eine Klavierspielerin, welche das Zeug zu einer aufsehenmachenden Virtuosin hat und auf dem besten Weg zu einer bedeutenden Zukunft ist. Schülerin der Frau Klara Schumann, läßt sie die gediegene Richtung ihrer berühmten Lehrerin überall durchblicken. Seit langem haben wir das G-moll-Konzert nicht mit solchem Schwung und solcher Frische vortragen gehört“ (Aachener Zeitung 3. Apr. 1884).

Im Jan. 1884 hatte der Violoncellist Hermann Schmidt ein Konservato­rium in Barmen eröffnet und Louise Bader als Klavierlehrerin engagiert. Diese war mehr als 34 Jahre lang an dem Institut tätig. César Saerchinger führt sie 1918 in einer Liste der musikalischen Ausbildungsinstitutionen in Deutschland als Direktorin der Einrichtung auf.

Neben ihrer Lehrtätigkeit trat Louise Bader weiterhin öffentlich auf, häufig auch in kammermusikalischen Besetzungen. Bis 1908 ist ihre Konzerttätigkeit dokumentiert. Ihr Re­pertoire umfasste vor allem Werke aus dem 19. Jahrhundert. Unter der Konzertliteratur findet sich neben den genannten Werken von Chopin und Mendelssohn auch Mozarts Klavierkonzert d-Moll KV 466. Daneben spielte Louise Bader Solowerke von Hiller, Liszt, Reinecke, Robert Schumann und Brahms. Zu ihrem kammermusikalischen Re­pertoire zählten u. a. Giovanni Sgambatis Klavierquintett Nr. 2 B-Dur op. 5, Liszts Elegie Nr. 1 für Violoncello, Klavier, Harfe und Harmonium Searle 130, das Klaviertrio Nr. 2 Es-Dur op. 100 von Schubert sowie Ludwig Thuilles Klavierquintett Nr. 2 Es-Dur op. 20.

 

LITERATUR

Aachener Zeitung 1884, 1., 3. Apr.

Bergische Zeitung 30. Aug. 1883

Bonner Zeitung 1880, 10., 13. Jan.

Echo der Gegenwart [Bonn] 1884, 30. März, 1., 4. Apr.; 1886, 23., 25. Sept.

Emscher Zeitung 1883, 5., 7. Nov.

FritzschMW 1883, S. 218f., 230; 1895, S. 143; 1899, S. 277; 1908, S. 395

Gladbacher Volkszeitung 16. März 1880

Herner Tage-Blatt 9. Nov. 1883

Der Klavier-Lehrer 1908, S. 376

Kölner Lokal-Anzeiger 14. Apr. 1891

Kölnische Zeitung 1879, 20. Nov.; 1892, 4. Okt.; 1893, 26. Mai; 1902, 30. Jan.; 1908, 16. Okt.

Die Musik 1905/06 I, S. 274

Musikalisches Centralblatt 1883, S. 219; 1884, S. 59

NZfM 1883, S. 249; 1887, S. 41; 1893, S. 310

Ruperto Carola. Mitteilungen der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft der Universität Heidelberg 1961, S. 326

Signale 1887, S. 485

Heinrich Hanau, Dr. Hoch’s Conservatorium zu Frankfurt am Main. Fest­schrift zur Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens (1878–1903), Frankfurt a. M. 1903.

César Saerchinger (Hrsg.), International Who’s Who in Music and Musical Gazetter, New York 1918.

Florian Speer, Klaviere und Flügel aus dem Wupperthale. Instrumentenbau in der Wupperregion und am Niederrhein während des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Orgel- und Klavierbauerfamilie Ibach, Online-Ressource, Wuppertal 2000.

Annkatrin Babbe, Clara Schumann und ihre SchülerInnen am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt a. M. (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts 11), Oldenburg 2015.

 

 

Annkatrin Babbe

 

 

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