Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

HeilingmayerHeilingmeyerHeiligmayer, Therese

* ca. 1810 (Ort unbekannt), † 15. Aug. 1842 in Schönkirchen bei Wien, Harfenistin und Harfenlehrerin. Über ihre musikalische Ausbildung liegen keine Informationen vor.

Der Hauptort ihres künstlerischen Wirkens war Wien, wo ein erster Auftritt bereits 1826 nachweisbar ist. Anfang der 1830er Jahre wechselte sie nach Prag, um dort in der Nachfolge Johann Burians als Harfenlehrerin am Konservatorium zu unterrichten. Das Arbeitsverhältnis endete mit der ökonomisch begründeten Streichung der Stelle bereits 1832. In der Folge wurde Therese Heilingmayer wieder in Wien tätig. Der Nekrolog in der „Allgemeinen Wiener Musik-Zeitung“ deutet darauf hin, dass sie auch dort Harfenunterricht gab, zudem trat sie erneut künstlerisch in die Öffentlichkeit.

Ab 1834 können Auftritte in Wien belegt werden, wobei Therese Heilingmayer nicht nur in eigenen und Wohltätigkeitskonzerten spielte. Sie war zudem – möglicherweise hauptsächlich – Orchester-Harfenistin. Bereits beim erwähnten Auftritt 1826 spielte sie die Harfenpartie in einer Oper Franz Xaver Süßmayrs (Der Spiegel von Arkadien, Libretto: Johann Emanuel Schikaneder) im Josephstädter Theater. Für 1831 ist sie im „Orchester-Personale des k. k. priv. Theaters an der Wien“ (Holzapfel, S. 23) verzeichnet und war damit offensichtlich festes Mitglied des Ensembles. 1834 bezeichnet sie der „Allgemeine musikalische Anzeiger“ als „Solospielerinn auf der Pedalharfe im k. k. priv. Theater in der Josephstadt“ (Castelli 1834, S. 55) – möglicherweise war sie an beiden Häusern engagiert. Noch 1840 lässt sich ihr Mitwirken im Orchester bei einer Oratorien-Aufführung im großen Redoutensaal nachweisen.

Zu ihrem solistischen Repertoire gehörte u. a. Musik von Nicolas-Charles Bochsa. In Duos für Harfe und Klavier aus unbekannter Feder, die sie 1840 gemeinsam mit der Wiener Pianistin Friederike Benesch spielte, musizierte sie laut „Wiener Moden-Zeitung“ „sehr brav und entwickelte ausgezeichneten Vortrag, Virtuosität in Überwindung der schwierigsten Passagen und ein besonders reines Flageolet“ (Wiener Moden-Zeitung 1840, S. 847). Im Nachruf der „Allgemeinen Wiener Musikzeitung“ heißt es über sie: „Hat sie es auch nicht zu dem Rufe einer Virtuosinn nach den modernen extravaganten Begriffen auf diesem Instrumente, das sie mit Vorliebe cultivirte, gebracht, so blieb sie der Meisterschaft doch nicht fern, und das Wiener Theaterpublicum ergützte [sic] sich oft an dem reinen und ausdrucksvollen Vortrage der jungen Künstlerinn, und rief ihr oft sein Bravo zu. Jedenfalls verliert dieß Instrument an ihr eine tüchtige Lehrerinn“ (AWM 1842, S. 432).

 

LITERATUR

AmZ 1826, Sp. 673f.

Castelli 1834, S. 55

AWM 1842, S. 432

Musical Library, Monthly Supplement 1834, S. 47

NZfM 1834 I, S. 24

Österreichischer Beobachter 5. Dez. 1840

Der Österreichische Zuschauer. Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Leben 1840, S. 858

Sonntagsblätter 1842, S. 664

Wiener Moden-Zeitung und Zeitschrift für Kunst, schöne Literatur und Theater 1840, S. 847

Friedrich Joseph Holzapfel, Theater-Geschenk der k.k. priv. Theater an der Wien und in der Josephstadt auf das Jahr 1831, Wien [1831].

Johann Branberger, Das Konservatorium für Musik in Prag. Mit Benutzung der Denkschrift von Dr. A. W. Ambros vom Jahre 1858, Prag 1911.

Freia Hoffmann, „Institutionelle Ausbildungsmöglichkeiten für Musikerinnen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“, in: Von der Spielfrau zur Performance-Künstlerin. Auf der Suche nach einer Musikgeschichte der Frauen (= Schriftenreihe des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik 2), hrsg. von Freia Hoffmann u. Eva Rieger, Kassel 1992, S. 77–94.

 

HB/VT

 

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