Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Kinkel, Adelheid, AdeleAdelaideAdela, verh. von Asten

* 12. Aug. 1846 in Poppelsdorf (heute Stadtteil von Bonn), † 12. Sept. 1927 in Barmen, Pianistin. Ihre Mutter war die Pianistin, Klavierlehrerin, Komponistin, Dirigentin und Schriftstellerin Johanna Kinkel (1810–1858) und ihr Vater der Schriftsteller und Politiker Gottfried Kinkel (1815–1882). Ihren ersten Klavierunterricht erhielt Adelheid Kinkel von ihrer Mutter. 1850 emigrierte die Familie aus politischen Gründen nach London. 1854 führte Johanna Kinkel in London mit ihren beiden Töchtern einige Kirchenlieder auf. Adelheid Kinkels Schwester Johanna schreibt am 28. Dez. 1858 – kurz nach dem Tod der Mutter – an Kathinka Zitz: „Die Adela scheint der Mama in der Musik zu folgen; der Papa hat sich gleich nach dem besten Musiklehrer umgesehen, und nun kriegen wir Unterricht vom Herrn Pauer [Ernst Pauer, 1826–1905] […], einem sehr berühmten Klavierspieler“ (zit. nach Leppla 1958). Bereits im Alter von 14 Jahren gab Adelheid Kinkel selbst Klavierunterricht. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Royal Academy of Music  in London. Dass sie dort 1864 mit einem 1. Preis ausgezeichnet wurde („eine Tochter von Gottfried Kinkel"), war zahlreichen deutschsprachigen Presseorganen eine Meldung wert. 1867 spielte sie in Londoner Konzerten das Impromptu B-Dur von Schubert, ein Trio von Bennett, Chopins Impromptu in cis-Moll und zwei Sätze aus dem 1. Klavierkonzert von Mendelssohn. 1868 wirkte sie bei einer Aufführung von Joh. Seb. Bachs Konzert für vier Klaviere (BWV 1065) mit. Sie heiratete Anfang der 1870er Jahre den Kaufmann Adolf von Asten (1846–1880) und zog zu ihm nach Barmen. Gottfried Kinkel empfahl sie dem Bonner Oberbürgermeister Leopold Kaufmann, dessen Sohn Paul den Kontakt später bestätigte: „Frau Adelheid von Asten ist oft Gast meiner Eltern gewesen, erfreute sie durch ihr schönes Klavierspiel und ihre geistreiche Unterhaltung“ (Kaufmann 1930, S. 291). Zwischen 1874 und 1878 sind in Barmen Auftritte der Pianistin belegt, u. a. mit dem Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumann (1876) und dem Klavierkonzert e-Moll von Frédéric Chopin (1878). Auch bei diesen Gelegenheiten sowie in der Todesmeldung (NZfM 1927, S. 653) wurde noch daran erinnert, dass es sich um eine Tochter Gottfried Kinkels handelte.

1901 publizierte Adelheid von Asten in der „Deutschen Revue" einen Artikel über ihre Mutter, Johanna Kinkel.

 

LITERATUR

Allgemeine Zeitung [München] 30. Juli 1864

AmZ 1874, Sp. 314; 1876, Sp. 206

Bayerische Zeitung [München] 31. Juli 1864

Blätter für Musik, Theater und Kunst 1864, S. 248

Bock 1864, S. 304

Fremden-Blatt [Wien] 30. Juli 1864

Mährischer Correspondent Brünn 30. Juli 1864

MusW 1865, S. 453; 1867, S. 205, 814; 1868, S. 412

NZfM 1864, S. 298; 1927, S. 653

Ost-Deutsche Post 30. Juli 1864

The Orchestra 1863, S. 260

Die Presse [Wien] 29. Juli 1864

Signale 1867, S. 415, 579; 1868, S. 290, 322; 1878, S. 326, 411

Süddeutsche Musik-Zeitung 1864, S. 147

Adelheid von Asten, „Johanna Kinkel in England“, in: Deutsche Revue. Eine Monatsschrift I (1901), S. 65–80; 178–192.

„Johanna und Gottfried Kinkels Briefe an Kathinka Zitz 1849-1861“, hrsg. v. Rupprecht Leppla, in: Bonner Geschichtsblätter XII (1958), S. 7–82.

A. N. Harzen-Müller, „Johanna Kinkel als Musikerin“, in: Neue Zeitschrift für Musik 13 u. 14 (1910), S. 129–132, S. 143–146.

Paul Kaufmann, „Johanna Kinkel. Neue Beiträge zu ihrem Lebensbild“, in: Preußische Jahrbücher Bd. 221 (1930), S. 290–304, Bd. 222 (1931), S. 48–67.

 

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