Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Schleicher, (Maria) Cordula, verh. Metzger, verh. Ostiggenberg, Ostikkenberg, Ostikenberg, Ostückenberg

Get. 30. Juni 1788 in Ermatingen, † 1821 (wahrscheinlich Pforzheim), Klarinettistin, Bassetthornspielerin, Klavierspielerin, Geigerin und Instrumentallehrerin. Cordula war das älteste Kind der Klarinettistin und Geigerin Josepha Schleicher geb. Straßburger und des Fagottisten Franz Josef Schleicher (?–1819). Einem Lexikoneintrag bei Gustav Schilling zufolge sollte die älteste Tochter „die Flöte erlernen; diese jedoch hatte mehr Neigung zur Clarinette, übte sich heimlich darauf, und erhielt nachgehends vollständigen Unterricht [bei der Mutter], wie auch im Violinspiele, daß sie später in Concerten auf beiden Instrumenten sich großen Beifall erwarb(Schilling). Nach Übersiedelung der Familie nach Stuttgart wurden Cordula und ihre Schwester Caroline (später verh. Krähmer) vom „Hofmusikus Baumiller (ebd.) auf der Geige unterrichtet. Spätestens ab 1805 konzertierte Franz Josef Schleicher mit seinen Töchtern als Bläser-Trio. „Aller Orten pries man dieses, ein selbstständiges Ganzes bildende Trio als einzig in seiner Art“ (ebd.). Es erregte wohl auch deshalb Aufsehen, weil es bis dahin selten öffentlich auftretende Klarinettistinnen gegeben hatte. „Mehrere Jahre verweilte das Kleeblatt in Zürch [sic], von der dortigen Musikgesellschaft für die stabilen Concerte gewonnen(ebd.). Damit dürften Cordula und Caroline Schleicher auch zu den frühesten Beispielen von Orchestermusikerinnen zählen. Cordula Schleicher ist von 1806 an im Orchester „ab dem Musiksaal und von 1812 bis 1814 im Orchester der Züricher Allgemeinen Musikgesellschaft nachgewiesen (Strebel, S. 98). Reisen der Familie, vor allem während der Sommermonate, boten Erwerbsmöglichkeiten in Tirol und in der Schweiz, namentlich werden Bad Pfäfers und St. Moritz genannt.

Im Jahr 1809 heiratete Cordula Schleicher Ernst Ludwig Metzger aus Pforzheim, kurze Zeit später wurde ihr Sohn Franz geboren. Solistisch trat sie am 13. Dez. 1811 mit einem „Clarinett Conzert von Krommer, Es dur“ (zit. nach Nicola Färber, S. 53) auf, am 23. Febr. 1813 mit einem „Clarinett Conzert von Crusell, Es dur“ (ebd.). Bei einem Benefizkonzert in Zürich begleitete sie am 16. Nov. 1813 Aloisia Lange, eine Schwägerin Mozarts, auf dem Bassetthorn in der Arie „Non più di fiori“ aus Mozarts La Clemenza di Tito KV 621.

Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahr 1814 ehelichte Cordula Metzger einen Violinisten aus dem Orchester der Allgemeinen Musikgesellschaft namens Friedrich Christian Ostiggenberg. Das Ehepaar übersiedelte anschließend nach Pforzheim, wo Cordula Ostiggenbergs Vater inzwischen die Stelle eines Stadtmusikus versah, während einer längeren Krankheit vertreten von seiner Tochter Caroline. Nach Franz Josef Schleichers Tod 1819 übernahm Ostiggenberg diese Stelle, zog aber nach 1821, als auch seine Frau gestorben war, wieder nach Zürich, wo er wiederum im Orchester der Allgemeinen Musikgesellschaft angestellt wurde.

Dem Lexikon von Gustav Schilling zufolge nahm Caroline Schleicher ihren Neffen zu sich nach Karlsruhe und ermöglichte ihm eine musikalische Ausbildung.

Cordula Schleicher betätigte sich ebenfalls als Instrumentallehrerin. In Zürich hat sie laut eines Protokolls des Stadtrats um die Erlaubnis gebeten, „da ihr Mann sie verlaßen habe, weiters mit Unterricht“ (zit. nach Färber, S. 61) fortfahren zu dürfen. In Pforzheim gibt ein Empfehlungsschreiben für ihren Ehemann auch Auskunft über die Unterrichtstätigkeit seiner Ehefrau: „Seine Frau spielt und Unterrichtet recht brav auf der Violine und Clarinette u. Clavier“ (ebd. S. 80).

 

LITERATUR

Schilling (Art. Krähmer, Caroline, geb. Schleicher)

Harald Strebel, „Neue Quellenfunde zu den Zürcher Aufenthalten von Wolfgang Amadé Mozarts Schwägerin Aloisia Lange, geb. Weber, und Franz Xaver (Wolfgang) Mozartin: Mitteilungen der Internationalen Stiftung Mozarteum 50 (2002), H. 1–2, S. 75–113.

Pamela Weston, „Out of Purdah: Three Early 19th-century Female Virtuosi, in: The Clarinet 31 (1) (2003), S. 90–92.

Nicola Färber, Caroline Schleicher-Krähmer „Le comble du ridicule“, unveröffentlichte Dissertation, Wien 2008.

 

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