Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Marti-ZbindenMartiJosepha, geb. Zbinden


* 1792 wahrscheinlich in Bern, † nach 1862 (Ort unbekannt), Violinistin. Die Tochter des Tanzgeigers Rudolf Zbinden (gen.„Gygeruedeli“) wirkte schon mit sechs Jahren als Geigerin in der Kapelle ihres Vaters mit, leitete später über Jahrzehnte eine eigene Tanzkapelle und war „bis ins hohe Alter […] mit ihrer Kapelle die unbestrittene Herrscherin über alle bernischen Tanzanlässe von Bedeutung“ (Capitani, S. 183). In der Berner „Brunnenchronik“ von Karl Howald heißt es: „Sie war in Bern eine so marquante Person, dass ihr photographisches Porträt in den Kunsthandlungen, neben denjenigen des Schultheissen Fischer, der Stadtpfarrer, Professoren und anderen Notabilitäten, öffentlich zum Kauf ausgestellt war. Bei allen öffentlichen und Familientanz Circeln präsidierte sie und komandierte, die erste Violine spielend, zum Tanz, bald: en avant deux!, bald: tournez vos dames! Im Jahre 1861 geigt sie der vierten Generation zum quasi Totentanz vor, Kindern, deren Urgrossvätern sie schon gegeigt hatte“ (zit. nach Capitani, S. 182).

Da in Bern bis weit ins 19. Jahrhundert hinein auch in der Tanzmusik eine Violine spielende Frau Anstoß erregte, trug sie in jungen Jahren Männerkleider, wie eine Illustration der „Brunnenchronik“ belegt. Eine 1862 entstandene Daguerreotypie zeigt die 70-Jährige mit ihrem Instrument in Frauenkleidung.

 

LITERATUR

François de Capitani (unter Mitarbeit von Gerhard Aeschbacher), Musik in Bern. Musik, Musiker, Musikerinnen und Publikum in der Stadt Bern vom Mittelalter bis heute ( = Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 76), Bern 1993.

 

Bildnachweis

Capitani S. 182, 183

 

FH

 

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