Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Renaud d’Allen, Mlle., verh. de Grammont

* 1789, † nach 1821, französische Pianistin, Klavierlehrerin und Sängerin. Mlle. Renaud d’Allen war die Tochter eines Offiziers und stammte aus einer Adelsfamilie. Um 1802 war sie als Schülerin für Gesang, Clavier und Harmonielehre in das Pariser Conservatoire National de Musique et de Déclamation eingetreten. Sie studierte Klavier in der Klasse von Louis Adam (1758–1848) und erhielt einen 1. Preis in dieser Disziplin. Es ist damit sehr wahrscheinlich, dass sie selbst nach der ebenfalls im Jahr 1802 publizierten „Méthode nouvelle pour le piano, à lusage des élèves du Conservatoire“ Adams lernte und diese später in ihren Unterrichtsstunden ebenfalls verwendete.

Im Jahr 1817 eröffnete Mlle. Renaud d'Allen in der französischen Hauptstadt Elementarmusikkurse, die montags, mittwochs und freitags für jeweils drei Stunden in der Rue Chariot 4 (Quartier du Marais) stattfanden. Eine zweite Schule leitete sie dienstags, donnerstags und samstags in der Rue du Cherche-Midi 3 (Faubourg Saint-Germain). Die Mütter begleiteten dabei generell ihre Kinder zu den Unterrichtsstunden, die wechselweise als Einzel- und Gruppenunterricht stattfanden. Für diese Kurse schrieb Mlle. Renaud d'Allen ihre 31-seitigen „Principes de Musique“ (insgesamt drei Auflagen). Darin werden in vier aufeinander aufbauenden „Klassen“ verschiedene theoretische Aspekte der Musiklehre wie z. B. Notenschrift, Tonarten und Intervalle jeweils in Form eines Dialogs behandelt. Mlle Renaud dAllen komponierte außerdem Romanzen und Clavierstücke. Nach heutigem Kenntnisstand sind jedoch nur Vokalwerke erhalten.

Die „Annales de la musique“ 1819/1820 berichten von einem Besuch, den der berühmte Violinist Viotti der Schule abstattete. Dieser lobte, „que les succès dun pareil établissement sont dus à lexcellence de la méthode quon y a adopté“ („dass die Erfolge einer solchen Einrichtung auf die Vorzüglichkeit der angewendeten Methode zurückzuführen seien“). Die Methode würde sich von unnützen Neuerungen absetzen, die nur zu Müßiggang verführten. „On doit regretter, disait-il, que des procédés si ingénieux et si simples naient pas été plus tôt appliqués aux progrès dun art charmant, dont létude coûtait jadis tant de dégoûts et de perte de tems à la jeunesse“ („Man muss bedauern, sagte er, dass solch geniale und so einfache Vorgehensweisen nicht früher für die Fortschritte einer liebenswerten Kunst eingesetzt wurden, deren Studium früher soviel Überdruss und Zeitverlust für die Jugend bedeutete“, zit. nach Annales de la musique 1819/20, S. 306f.).

Nach ihrer Heirat mit Monsieur de Grammont im Jahre 1821 zog sich Mlle. Renaud d'Allen aus dem Lehrberuf zurück.

 

SCHRIFTEN

Principes de musique, rédigés par Mlle de Renaud d’Allen, Paris o. J.

Principes de musique, rédigés par Mme de Grammont, née de Renaud d’Allen, pour servir à l’étude des élèves de ses classes, 2Paris o. J.

Principes de musique rédigés par... pour servir à l’étude des élèves de ses classes, 3Paris o. J.

 

LITERATUR

Annales de la musique ou Almanach musical pour lan 1819 et 1820, Repr. Genf 1978, S. 83, 93, 229, 285, 306-307

Mendel, Paul, Fétis (Art. „Renaud dAllen“ und „Louis Adam“), Cohen, RISM AII

Pierre Goy, Le pianoforte en France 1780-1820. Lutilisation des registres dans la musique française de pianoforte au début du XIXe siècle, Paris 2010.

 

CS

 

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