Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Bloch, Ida

* um 1855 in Breslau, Sterbedaten unbekannt, Pianistin. Ausgebildet von Carl Bärmann (1811–1885), schloss sie ihr Studium an der Kgl. Musikschule zu München 1871 ab. Für 1872 ist belegt, dass auch Franz Liszt sie zu seinen Schülerinnen zählte. Ida Bloch konzertierte zwischen 1864 und 1900 in Deutschland, England, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz. 1874 verlobten sich Ida Bloch und der Konzertmeister Friedberg, von einer Hochzeit wird jedoch nicht berichtet, und Ida Bloch trat noch bis 1900 unter diesem Namen auf. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts sind keine Mitteilungen mehr über sie in der Presse zu finden. Weiterhin ist bekannt, dass Bloch eine Freundschaft zu der Kroatischen Sopranistin Milka Ternina pflegte.

Der erste Auftrittsbeleg findet sich für das Jahr 1864, wo sie in Dresden zum Jubiläum der kgl. Kapelle spielte. Auch im Jahr 1865 wird von einem Auftritt der Neunjährigen berichtet: „Daß die Periode der Wunderkinder noch nicht hinter uns liegt, bewies die 9jährige Ida Bloch aus Dresden, welche einige hübsche Fingerfertigkeit und Kraft im Anschlage bekundete“ (Schlesische Provinzblätter 1865, S. 108). Ein anderer Bericht aus demselben Jahre kritisiert die Wahl ihrer Stücke wie Webers Aufforderung zum Tanze op. 65, da sie ihre „physischen Kräfte weit überstiegen“ (AmZ 1865, S. 136). 1866 reiste sie nach Frankreich und trat in Cambrai und Valenciennes auf.

Vom 31. Juli bis zum 4. Aug. 1869 nahm Ida Bloch an fünf Konzerten der kgl. Musikschule zu München teil. Im Herbst 1870 konzertierte sie in Zürich mit dem Konzert g-Moll op. 25 von Mendelssohn sowie der Ballade g-Moll op. 23 von Chopin. Kritiker bezeichneten das Spiel der „bescheiden auftretenden Virtuosin“ als eine „kecke, kühne, glückliche Ueberwältigung der grossen technischen Schwierigkeiten“ (FritzschMW 1870, S. 622). Sie nahm am 30. Juli und 1. Aug. 1871 mit dem Konzertstück f-Moll op. 73 von Weber am 4. und 5. Prüfungskonzert der kgl. Musikschule zu München teil. Nachdem sie ihre Studien beendet hatte, kehrte sie am 10. Nov. 1871 nach Zürich zurück. 1872 trat sie in Mainz, Zürich, Frankfurt a. M., Köln, Kassel, Wien und Weimar auf. In Kassel lud Liszt „in feinen Salons einen Kreis hochgestellter Persönlichkeiten und eifriger Kunstfreunde“ zu sich ein und ließ die „begabtesten seiner Schülerinnen und Schüler“ konzertieren, unter denen sich auch Ida Bloch befand (NZfM 1872, S. 315). Die in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ für Anfang Nov. 1873 angekündigte Tournee durch Süddeutschland, Belgien und Holland fand in der Presse nur zum Teil Niederschlag.

1874 wurden nach Konzerten in Würzburg, Darmstadt, Berlin und Bensheim in den Kritiken insbesondere die Reinheit ihres Anschlags und die Sauberkeit ihrer Läufe gerühmt. Ein Kritiker schrieb über das Konzert in Bensheim: „Frl. Ida Bloch hatte ich schon vor einem Jahre Gelegenheit, in Berlin zu hören; schon damals war ich durch die Elastizität des Anschlags überrascht. Seit dieser Zeit hat jedoch die Künstlerin Fortschritte gemacht, die sie unbedingt in die Reihe der ersten Pianistinnen der Gegenwart stellen“ (NZfM 1874, S. 382).

Von 1875 bis 1878 sind ausschließlich Konzerte in Berlin belegt, welche größtenteils im Saal des Hôtel de Rome stattfanden. Ihr Repertoire umfasste u. a. Beethovens Variationen c-Moll WoO 80, Karl Anton Eckerts Klaviertrio und Solostücke für das Klavier von Mozart, Liszt und Weber. Kritisches war in der „Neuen Berliner Musikzeitung“ zu lesen: „Vor allem ist die Technik nicht zuverlässig, ein Mangel, der um so stärker hervortritt, je mehr die Pianistin die Tempi überhetzt“ (Bock 1878, S. 85).

1879 hielt Ida Bloch sich in Paris auf, sie konzertierte am 23. März in der Salle Pleyel und am 10. Apr. in der Salle Érard. Die „Revue et Gazette Musicale“ rühmte sie als „énergique et brillante pianiste“  („kraftvolle und fingerfertige Pianistin“, RGM 1879, S. 118), jedoch mit kleiner Einschränkung: „Parfois, dans l’entraînement de l’exécution, elle frappe à côté de la vrai note: petit accident dont les plus grands virtuoses se sont pas exempts“ („Gelegentlich verfehlt sie im Überschwang des Spiels die richtige Taste: ein kleines Missgeschick, vor dem die größten Virtuosen nicht gefeit sind“, RGM 1879, S. 118).

Von 1881 bis 1882 befand sich Bloch in England, wo sie im Londoner Crystal Palace und bei den Covent Garden Promenade Concerts hauptsächlich mit den 32 Variationen in c-Moll WoO 80 von Beethoven sowie Mendelssohns Konzert g-Moll auftrat.  Sie nahm im Okt. 1882 am Bristol Music Festival im Crystal Palace teil und spielte dort wiederum Mendelssohns Konzert g-Moll. Auch in London, wie vorher in Berlin, fiel ihr Spiel nicht nur positiv auf: „In her touch she showed great power and facility, but a little hard, I think, in the forte passages“ (The Musical Standard 1882, S. 271f.).

Ihre letzten in den Zeitschriften vermerkten Auftritte sind am 10. und 18. Okt. 1900 bei den Promenade Concerts in London, wo sie Solokompositionen von Liszt und Mendelssohn spielte.

Handschriftliche Aufzeichnungen von Ida Bloch über ihren Lehrer Franz Liszt, „denen ‚ein Höchstmaß an Objektivität‘ beizumessen sei“ (Wessling, S. 9), sind teilweise in Berndt W. Wesslings Biographie „Franz Liszt - ein virtuoses Leben“ wiedergegeben.

 

LITERATUR

The Academy, 1882, S. 320

AmZ 1865, Sp. 136; 1873, Sp. 298, 1879, Sp. 684

Athenæum 1881 I, S. 24; 1882 I, S. 325; 1882 II, S. 572f.

Bock 1875, S. 67, 158f., 389; 1876, S. 84f., 123, 365, 389; 1878, S. 27, 85; 1886, S. 36

Daily News 1882, 19. Okt., 23. Okt., 13. Nov.

The Era 1881, 9. Juli; 1882, 1. Apr.

FritzschMW 1870, S. 622

Der Klavier-Lehrer 1878, S. 34

The Lute 1883, S. 21

Le Ménestrel 1877, S. 135

Monthly Music Record 1873, S. 8; 1882, S. 258

Musical News 1900 II, S. 325, 349

The Musical Standard 1882 II, S. 258, 271f.; 1907 II, S. 251

MusT 1882, S. 601f.

MusW 1875, S. 183; 1881, S. 377; 1882, S. 722

NZfM 1864, S. 425; 1866, S. 110; 1869, S. 289; 1871, S. 311, 317, 422; 1872, S. 62, 97, 98, 186, 315, 329; 1873, S. 36, 463, 524, 333, 463; 1874, S. 28, 64, 75, 120, 382

The Pall Mall Gazette 1882, 27. Sept., 24. Okt.

RGM 1879, S. 102, 118

Schlesische Provinzblätter 1865, S. 108

Signale 1871, S. 806; 1873, S. 22; 1882, S. 950; 1886, S. 184; 1887, S. 130

James Huneker, Franz Liszt, New York 1911.

Adolf Pongratz, Musikgeschichte der Stadt Erlangen im 18. und 19. Jahrhundert, Erlangen 1957.

Berndt W. Wessling, Franz Liszt - ein virtuoses Leben, München 1973.

 

Lea Brenningmeyer / Lisa Merz

 

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